Das Tramuntana Gebirge
Höchster Gipfel: Puig Major (1445m)
Lage: gesamter Westen und Nordwesten von Mallorca / Spanien. Gestein und Gesteinsalter: Hauptsächlich handelt es sich um mesozoisches Kalkgestein aus der Jurazeit, das als Sediment vor über 200 Mio. Jahren auf dem Boden des damals flachen Meeres, aus angespülten, toten Material wie Meereslebewesen, entstand. Durch das Aufeinenderdriften der afrikanischen Kontinentalplatte mit der europäischen im Tertiär vor rund 20 Mio. Jahren drückte die Afrikanische das Gebiet der heutigen Insel zusammen, so dass die Erdschichten aus der Jurazeit regelrecht zersprangen, sich übereinanderlegten und weit erhoben. Nach einiger Zeit senkten sie sich wieder ein wenig. Das Gelände des heutigen Mallorca verlor durch die Kolision der Erdplatten fast die Hälfte ihrer Fläche, gewann aber die heute beliebte und atemberaubende Sehenswürdigkeit. Da der Meeresspiegel aber in dieser Zeit sehr angestiegen war, bedeckte er die Zentralebene komplett, wodurch jüngere Ablagerungen des Tertiärs die älteren der Trias, der Jura und der Kreidezeit überlagerten. Verkarstungen, also Korrosionen des Kalkgesteins durch das Kohlendioxid des Grund- und Regenwassers, erzeugten verschiedene und faszinierende Höhlen, fruchtbare Täler und bizarre Karrenlandschaften mit scharfkantigen, mehrere Meter langen und tiefen Karren, in deren Inneren das Kalkgestein, aus dem sie entstanden sind, zu sehen ist.
(Foto: Theo K)
Fläche: 1067 km²
Koordinaten: 39° 48‘ 27‘‘ N, 2° 47‘ 36‘‘ O
Mallorca hat landschaftlich Einiges zu bieten: einsame Buchten, goldene Sandstrände und eine einmalige Gebirgslandschaft prägen die Balearen- Insel. Das Tramuntana Gebirge hat eine Gesamtlänge von 90 km, Breite von etwa 25 km und erstreckt sich über den gesamten West- Nordwestbereich der Insel. Es beginnt im Westen an der Insel Sa Dragonera und endend am nordöstlichsten Punkt, der Halbinsel Cap Formentor, wo teils bizzare Felsformationen zu sehen sind.
Über 50 Erhebungen gestalten die Landschaft der Serra de Tramuntana, wie das Gebirge auf Spanisch heißt, und die höchste davon ist der Gipfel Puig Major mit seinen 1445 Metern Höhe. Das Gebiet ist mit wildromantischen Schluchten und teils von Canyons durchzogen. An den schroffen Küstenkliffs wurden in den 1990ern auch die ätesten Gesteine gefunden, dunkler Schiefer und Sandstein aus der Karbonzeit und damit wurde nachgewiesen, dass die Balearen eine gemeinsame Entwicklung haben und nicht je aus einem anderen Stück des heutigen europäischen Kontinents stammen. Seit dem Jahr 2007 steht das Tramuntana Gebirge fast komplett unter Naturschutz. Am Fuße des Puig Major befinden sich zwei Trinkwasserreservois, der Embassament de Cúber und der Embassament des Gorg Blau, die einen großen Teil der Städte mit Trinkwasser versorgen. Bei Trinkwasserüberschuß wird das Wasser 180 m tief in dem wasserführenden Sturzbach durch eine Schlucht, dem Torrent de Pareis, geführt. Dieser 3300 m lange Torrent mündet in der Bucht des Dörfchens Sa Calobra ins Meer.
Das Tramuntana Gebirge gehört seit dem 27. Juni 2011 zum UNESCO Weltkulturerbe und ist ein beliebtes Wandergebiet, mit vielen verschieden schweren Wanderrouten. Es ist zwar kein Hochgebirge, trotzdem ist es nicht zu unterschätzen, da auch hier mehrere Hundert Höhenmeter zu überwinden sind, die Wanderwege unterschiedliche Bodenbegebenheiten aufweisen und sich auch das Wetter ändern kann. Somit ist auch hier auf gutes Schuhwerk, passende Kleidung und genug Proviant zu achten. Im Winter kann durchaus auch Schnee die Berge bedecken.
(Foto: MARIA ROSA FERRE ✿)
Die Wanderwege sind gut erschlossen und vernetzt und bieten für unterschiedliche Konditionsformen und Vorlieben die passenden Strecken, wie klassische Wege, familientaugliche Wege, Wege durch die pure Natur und auch Strecken für Mountain Biker, alles weit weg vom Massentourismus! Jedoch muss man immer darauf achten eine aktuelle Wanderkarte mitzunehmen. Es kann vielleicht mal passieren, dass der Weg durch Zäune oder Tore verschlossen ist, denn Teile der Wanderwege führen durch Privatgelände, was aber nur wenige Besitzer stört. Für den Fall, dass es doch stört, muss man eine alternative Strecke wählen können.
Wer im Tramuntana Gebirge wandert, der muss sich auch auf Überraschungen gefasst machen, denn während es unterhalb der 600 m Höhe nur in einzelnen Tälern Feldbauterrassen mit Orangen- und Mandelbäumen oder Olivenanbau gibt, sieht man darüber vereinzelte Wohngebiete mit fruchtbarem Ackerbau, was auf die Karsterscheinungen zurückzuführen ist. Das ist wirklich ein echt starker Kontrast zu der sonst so kargen, zerklüfteten Fels- und Steinlandschaft des Tramuntana Gebirges.
Wanderern steht auch die Berghütte Tossals Verds gegen kleines Entgelt zur Verfügung. Sie befindet sich am Fernwanderweg GR 221 auf 540 m Höhe und ist der perfekte Ausgangspunkt für Wanderrouten z.B. zu den Schneehäusern, einer Kuriosität aus alten Zeiten als es noch keine Kühlschränke gab. Der Schnee wurde in kleinen Hütten, die auf verschiedenen Höhen des Gebirges stehen eingelagert, zu Eis verdichtet, mit Stroh abisoliert und taute damit nicht so schnell wieder auf. Im Sommer wurde er dann in den Dörfern im Tal verkauft.
Bergliebhaber, die aber nicht so gerne wandern, können auch mit dem Leihwagen oder dem Bus die 120 km lange Gebirgsstrecke hoch fahren. Allerdings sollte man sich im Klaren darüber sein, dass die Strecke kurvenreich ist. In der Hauptsaison, also im Sommer, kommen einem so einige Reisebusse auf der Gebirgsstrecke entgegen, weshalb man da keine Angst im Gepäck mit haben sollte. Auch für die Fahrt in die Berge sollte man den ganzen Tag einplanen.
Eine der bekanntesten und beliebtesten Gebirgsstrecken ist die zum kleinen Örtchen Sa Calobra. Früher gelang man nur mit dem Schiff oder über den beschwerlichen Eselsweg dahin, erst viel später über eine 13 km lange, sehr eng kurvige Straße mit 682 m Höhenunterschied. Sie ist deshalb so interessant, weil sie sich im Winkel von 270 Grad selbst kreuzt und so gebaut wurde, dass die Natur und die Berge drumherum nicht zu stark beschädigt wurden, deshalb auch so extrem kurvig. Als Highlight gilt hier die Schlucht des Torrent de Pareis, denn der Sturzbach wie auch die Verwitterungen haben hier eine wunderbare und aussergewöhnliche Landschaft hinterlassen. Dadurch, dass das Meer im Laufe der Zeit eine Sandbank angespült hat, mündet der Bach des Torrent im Sand und es entstand eine malerische Landschaft mit einem Blau des Meeres als Spiegel des Himmels und türkisblaue Teiche des Baches in der Schlucht.
Der Zugang zur Mündung des Torrents führt durch zwei kleine Felstunnel, die seit einiger Zeit auch ausgeleuchtet sind. Nur wenige Kilometer vom Örtchen Sa Calobra entfernt liegt Cala Tuent, wo sich nur ein Fischerhaus befindet und es nur sonst Strand, Sand, Felsen, Bäume und Meer gibt, sehr idyllisch und meist einsam.
(Foto: Jesus Abizanda)
Eine Sehenswürdigkeit, die man sich auf Mallorca generell nicht entgehen lassen darf ist Deià, das Künstlerdorf, das früher der Bohême zusagte, dadurch dass es eine malerische Landschaft, Ruhe und echte Idylle bietet. Das ist der Grund warum früher berühmte Künstler und Dichter und heute auch Schauspieler und andere Berühmtheiten den Ort als Ziel ihres Urlaubs wählten und auch heute noch wählen. Kleine, urige Häuschen, Palmen, bunte Bougainvillea und einige Ateliers prägen den Ort und und von dort aus fürhrt ein Weg eine halbe Stunde zu Fuß bis zum kleinen, steinigen Strand, der von Felsen und Aleppo Kiefern umgeben ist. Im Ort selbst findet man ein paar hervorragende Restaurants, die nicht ganz preiswert sind, allerdings könnte man dort auch Stars wie Michael Douglas oder Andrew Lloyd Webber treffen. Deià liegt übrigens auch auf dem Fernwanderweg GR 221, auf dem sich auch die Berghütte befindet.
Andere malerische Bergdörfer sind Valldemossa, Sóller und auch Fornalutx, denn sie haben alle ihre Ursprünglichkeit und ihren individuellen Charme behalten. Im Zentrum des Tramuntana Gebirges liegt am Fuße des Penyal des Migdia, des burgartigen Vorgipfels des Puig Major, des Puig de l’Ofre, der Serra d’Alfàbia und dem Massiv des Puig des Teix das Örtchen Sòller im Tal der Zitrusfrüchte und Oliven. Hier wachsen vor allem Orangen windgeschützt durch die Berge und mit genug Feuchtigkeit. Sehenswert hier ist natürlich der Ort mit seinem Hafen, der botanische Garten sowie die alte, nostalgische Eisenbahn, der Tren de Sóller, die den Ort mit der Hauptstadt Palma de Mallora verbindet.
Ein weiterer Anziehungspunkt in der Nähe ist Fornalutx und das weniger bekannte, aber nicht minder schöne Dörfchen Biniaraix. Fornalutx hat schon den Preis für eines der schönsten Dörfer Spaniens bekommen, was sicherlich stimmt, denn die engen Gassen, kleine Cafés, Steinhäuschen und das Gebirgspanorama machen den Ort, der noch sehr ursprünglich ist, besonders. Jedoch ist es im Sommer überlaufen von Touristen. Wer dadrauf keine Lust hat, der fährt nur wenige Kilometer weiter nach Biniaraix. Dieses Örtchen ist zwar etwas kleiner, aber nicht im Ansatz weniger schön. Dafür ist es ein Geheimtipp und demnach in der Hauptsaison nicht überlaufen. Valldemossa, westlich von Deiá gelegen, ist eines der berühmtesten Dörfer Spaniens, alleine schon weil der polnische Komponist Frédéric Chopin mit seiner französischen Lebensgefährtin und Schriftstellerin George Sand hier zwei Monate im Winter 1838/39 verbracht haben. Sie mussten den Aufenthalt abbrechen, weil Chopins Tuberkulose- Erkrankung sich hier verschlechtert hat. Das ehemalige Kloster, in dem die beiden gewohnt haben, ist nun ein Museum mit mallorquinischen Ausstellungsstücken und Andenken an Chopin.
Im Ort selbst befindet sich das vom Schauspieler Michael Douglas ins Leben gerufene Kulturzentrum Costa Nord. Hier gibt es Informationen rund um die Natur und die Landschaft des Tramuntana Gebirges.
(Foto: MARIA ROSA FERRE ✿)
Der meistbesuchte Ort im Tramuntana Gebirge ist der Walfahrtsort Santuari de Lluc. Pilger kommen vor allem, um die berühmte schwarze Madonna im Inneren einer kleinen Kapelle der Klosterkirche zu sehen. Das Kloster im Ort bietet 129 Zimmer zum Übernachten, die aber rechtzeitig gebucht werden müssen, ein interessantens Museum und ist auch ein ausgezeichneter Ausgangspunkt für Wanderungen ins Gebirge. Natürlich ist die Route entlang des Torrent de Pareis die bekannteste. Sehr beliebt ist auch die Wanderroute auf den Gipfel des Massanella, dem mit 1348 Metern zweithöchsten Gipfel Mallorcas. In gut drei Stunden kann man den Aufstieg schaffen.
Das Tramuntana Gebirge ist also das richtige Ziel für alle, die weitab vom Massentourismus atemberaubende, malerische Landschaften und Orte sehen möchten, den Alltag beim Wandern oder biken vergessen und dabei das richtige Mallorca kennenlernen wollen.