Mallorquinische Tanca-Mauern

Auf der Balearischen Insel Mallorca ist der Bau von Tanca-Mauern weit verbreitet. Dabei handelt es sich um eine Trockenmauer, deren Bauweise auf die Talaiot-Kultur zurückgeht. Das Wort Tanca bedeutet umzäunen oder auch Zaun, auf Mallorca wird diese Art des Mauerbaus als marges oder tanques bezeichnet. Trockenmauern in diesem Baustil befinden sich nicht nur auf Mallorca, auch auf den anderen Balearen, sowie auf den Britischen Inseln und in der französischen Bretagne sind sie zu finden.

Auf Mallorca sind die typischen Trockenmauern besonders im Süden und Osten der Insel anzutreffen. In diesen flachen Gebieten treten neben den Trockenmauern auch Hütten und Bauten zur Wasserregelung vermehrt auf. Das Gebiet der Landschaftszone Serra de Tramuntana hat besonders viele Stützwälle für Felder, Bauten zur Wasserregulierung und Wege in dieser Trockenbauweise zu bieten.

Damit die Bevölkerung in der zerklüfteten Landschaft, die im Winter oft von intensiven Regenfällen heimgesucht wird, die Hänge bebauen konnte, wurden sie mit Stützmauern, den sogenannten Marjades, umgeben. Im Sommer hingegen herrscht oft Trockenheit, so daß für das Wasser verschiedene Sammler, Speicher und Verteiler gebaut wurden.
In geschichtlichen Dokumenten stammen die ersten Erwähnungen der Trockenmauerbauten aus dem 13. und 14. Jahrhundert. In den folgenden Jahrhunderten nahm die Bedeutung des Trockenbaus stetig zu. Erst ab dem 20. Jahrhundert konnte ein Rückgang verzeichnet werden, da sich die wirtschaftliche Produktion immer mehr zu anderen Wirtschaftzweigen, die ertragreicher waren, verlagerte.

Die Basis einer Trockenmauer besteht aus einer Reihe großer Steine, die bei einer Mauerhöhe von etwa 1,5 m in einer Breite von etwa 90 cm ausgelegt werden. Auf beiden Seiten werden mittelgroße Steine aufgeschichtet, so daß die Mauer oben schmaler wird. Der so entstandene Hohlraum in der Mitte wird mit Geröll und kleinen Steinen aufgefüllt. Den oberen Abschluß bildet eine weitere Reihe großer Steine, die Filade es Dalt genannt werden. Für den Bau der Mauer, die marge genannt wird, verwendet der marger, also der Mauerbauer, keine zusätzlichen Stoffe, die die einzelnen Steine der Mauer verbinden. Die Herstellung dieser Trockenmauern erfolgte bei der täglichen Arbeit auf den Äckern und Feldern. Obwohl die Mauern eine relativ glatte Außenfläche aufweisen, gibt es immer wieder Steine, die daraus hervorragen. Sie sind dazu gedacht, daß man die Mauer leichter erklimmen, bzw. übersteigen kann.

Die Höhe und Breite der Mauer kann stark variieren, ebenso wie die Bauweise sich nach dem Verwendungszweck richtet. Um beispielsweise ein Gebiet für Schweine abzugrenzen, werden die Mauern tiefer in die Erde eingelassen, damit sich die Schweine nicht unter der Mauer entlang wühlen können. Bei Ziegen ist das nicht so wichtig, aber dort werden auf die Mauer überhängende Abdeckungen gebaut, damit die Ziegen nicht über die Mauer gelangen können.
Da der Beruf des Trockenmaurers wegen des geringen Nachwuchses kurz vor dem Verschwinden war, wurde im Jahre 1986 die Trockenmauererschule Escola de Margers in Sóller gegründet. Um die dortigen Schüler zu Fachmännern auszubilden wurde der Pfad von El Barranc de Biniaraix wiederhergestellt. Nachdem im Jahre 1988 der Consell de Mallorca die Schule übernahm und weitere Aufgabenbereich hinzukamen, erlebte dieser Berufsstand einen Aufschwung. Zu den Initiativen, die dem Schutz, der Erhaltung und der Restaurierung der Trockenmauerbauten als Kulturerbe dienen sollten, gehörten neben der Ausbildung Workshops und Weiterbildungskurse, so daß sich auch Beschäftigungslose als Trockenmaurer ausbilden lassen konnten.

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