Im Osten von Mallorca, in Manacor, befindet sich das Historische Museum

Museu d'Història de Manacor (katalanisch) oder Museo de Historia de Manacor (kastilisch). Es befindet sich an der Straße nach Cales de Mallorca, am südöstlichen Stadtrand von Manacor. Untergebracht ist es in dem zweistöckigen Gebäude Torre dels Enagistes, dem Turm der Jesuiten. Die Stadt Manacor erwarb das Gebäude im Jahre 1985, um das frühere Archäologische Museum aus der Innenstadt zu verlegen. Seit 1993 befindet sich das Historische Museum im Turm Torres dels Enagistes.
Das Archäologische Museum in der Innenstadt von Manacor ging aus der Ausstellung Museo Monseñor Aguilles im Pastorat der Stadt hervor. Monseñor Joan Aguiló i Pinya entdeckte in Son Peretó, einige Kilometer außerhalb des Stadtrands von Manacor, im Jahre 1908 die Ruinen einer spätantiken Basilika, die er ab dem Jahre 1912 freilegte. Die Stadt Manacor erstand im Jahre 1926 die Sammlung dieser Fundstücke, um sie im Archäologische Museum im Torre de ses Puntes an der Plaça Historiador G. Fuster zu präsentieren. Die historische Ausgrabungsstätte von Son Peretó wurde im Jahre 1931 zum Historisch-archäologischen Monument erklärt.

Nachdem im Jahre 1931 eine Klosterschule in dem Turm Torre de ses Puntes gegründet worden war, wurde das Archäologische Museum in die erste Etage des Kreuzgangs des Mönchsklosters Claustre de Convent de St. Vicenç Ferrer in der Innenstadt von Manacor untergebracht. Bei diesem Umzug gingen einige Exponate, wie Teile einer Münzsammlung, verloren, da sie nicht dokumentiert worden waren. Andere Ausstellungsstücke wurden beschädigt.
Teile der Ausstellung, wie einige Mosaike, wurden nach dem Ende des Bürgerkriegs im Jahre 1939 in einem Nebengebäude des Klosters untergebracht. Erst als das Museum in die renovierte Mädchenschule in der Nähe des Klosters verlegt worden war, konnten wieder alle Ausstellungsstücke besichtigt werden.

Da in Son Peretó, nach der Wiederaufnahme der Ausgrabungen, und an anderen Orten der Gemeinde neue historische Funde gemacht wurden, beschloß man im Jahre 1967 mit dem Archäologen Pedro de Palol das Archäologische Museum in ein Historisches Museum umzuwandeln.

Das Gebäude Torre dels Enagistes ist ein gotischer Profanbau aus dem 14. Jahrhundert. In den Jahren nach 1651 befand es sich im Besitz der katholischen Ordensgemeinschaft der Gesellschaft Jesu, was auf die Herkunft des Namens schließen läßt. Die Mitglieder der Jesuiten werden im mallorquinischen Dialekt mit Enagistes bezeichnet. Diese Bezeichnung geht zurück auf den Ordensgründer Ignatius von Loyola, der im Jahre 1622 heilig gesprochen wurde. 
Durch ein Dekret des Königs Karl III. im Jahre 1767 wurde der Orden verboten und die Besitztümer gingen in königlichen Besitz über. Später wurde es privatisiert. Das spanische Kulturministerium erkläre den Turm Torre des Enagistes im Jahre 1925 zum nationalen kunsthistorischen Denkmal.

Direkt am Eingang befindet sich auf der rechten Seite ein Schädel und Knochen der ausgestorbenen Höhlenziege (Myotragus balearicus), die auf der Baleareninsel Mallorca und auf Menorca eine endemische Tierart war. Es handelte sich um eine kleine und kräftige Art. Etwa aus der Zeit um 1800 v. Chr. stammen die jüngsten Überreste, die man gefunden hat. Forscher gehen davon aus, daß diese Ziegenart von den vorzeitlichen Bewohnern der Balearen ausgerottet worden ist.

Auf der linken Seite neben dem Haupteingang befindet sich der Prähistorische Saal, der Exponate aus der Urgeschichte der Gemeinde Manacor zeigt. Die meisten Ausstellungsstücke befinden sich in Glasvitrinen, Ausnahmen bilden ein Mühlstein und zwei Mörser. Bei der Anordnung der Fundstücke wurde auf eine Unterteilung in die beiden Epochen des Vortalaiotikum und des Talaiotikum unterschieden. Von etwa 1.700 bis 1.100 v. Chr. dauerte das Vortalaiotikum, während der Zeitraum von 1.100 bis 123 v. Chr. das Talaiotikum umfaßt.
Insgesamt drei Vitrinen im Prähistorischen Raum beinhalten Ausstellungsstücke der Ausgabungsstätte des prähistorischen Dorfes S´Hospitalet Vell. Zwei dieser Vitrinen zeigen Fundstücke der vortalaitischen oder auch navetiformen Epoche. Mit Navetas werden Großsteinbauten auf Mallorca und Menorca bezeichnet, die an umgekippte Schiffe erinnern.

Auch die nachfolgende Epoche wurde nach den Bauwerken benannt, das Talaiotikum oder die Talaiot-Kultur bezeichnet den Zeitraum, in dem die in Zyklopen-Technik errichteten Talaiots erbaut wurden. Talaiots, auf kastilisch Talayots, bezeichnet Wachtürme, die mit großen Steinen errichteten worden sind. Viele Ausstellungsstücke im Prähistorischen Saal zählen zu dieser Zeit, allerdings ist die Herkunft der Fundstücke, die nicht auch S´Hospitalet Vell stammen, unbekannt.

Der zweite Sall ist der Römische Raum, in dem Stücke der römischen Kultur findet. Bereits zweihundert Jahre bevor die Römer die Inseln eroberten hatte das Römische Reich einen großen kulturellen Einfluß. Es wurden griechisch-römische Amphoren gefunden, die man auf das 3. Jahrhundert v. Chr. datiert. Nach der Eroberung durch die Römer im Jahre 123 v. Chr. existierte die talaiotische Kultur zwar noch weiter, aber sie verschmolz mehr und mehr mit der römischen Kultur.

In den fünf Vitrinen des Römischen Saals werden Fundstücke aus dem Meer vor Porto Cristo und der Gemeinde Manacor gezeigt. Außerdem gibt es einige Exponate deren Herkunft nicht bekannt ist. Eine Glasvitrine zeigt den Steinkopf des römischen Gottes Bacchus, der der Gott des Weines und der Vegetation ist. Gefunden wurde er in Son Mas Vell. Andere Vitrinen zeigen Münzen, Öllampen, Keramiken und anderes. Außerhalb der Schauvitrinen gibt es Ankerteile und Amphoren.

Der Spätantike Saal ist der dritte Saal, der auch frühchristlicher Raum genannt wird. Die meisten Ausstellungsstücke in diesem Saal sind Grabungsfunde aus den Ruinen der Basilika Son Peretó. Mit einer Grundfläche von 21 mal 14 Metern verfügte diese frühchristliche Kirche auch über eine angebaute Taufkapelle, weiteren angebauten Räumen und einem Friedhof. Sie wurde im 5. Jahrhundert im syrisch-palästinensischen und nordafrikanischen Stil erbaut. Der Baustil solcher Kirchen stammt ursprünglich aus dem 5. Jahrhundert, aus dem syrisch-palästinensischen und nordafrikanischem Gebiet. Im 6. Jahrhundert wurde er auf der iberischen Halbinsel übernommen.

In der Mitte des Raumes befindet sich die Grabplatte der Baleria mit dem Mosaik aus Son Peretó, die zu den bedeutendsten Ausstellungsstücken des Historischen Museums zählen. Man fand unter den Mosaiken den fast vollständigen Schädel einer Frau und Knochenfragmente des Oberschenkels und des Schienbeins eines Kindes.
Auch an den Randflächen des Saales befinden sich weitere Mosaike aus Son Peretó. Sie gehören alle der Zeit an, als die Balearischen Inseln zum Byzantinischen Reich, oder auch Oströmischen Reich, gehörten. 
Viele kleinere Exponate und Keramiken, wie Schmuck und Haushaltsgegenstände, gehören ebenso zu dem Ausstellungsstücken wie eine Grabplatte mit einem byzantinischen Kreuz, die teil des Altars von Son Peretó gewesen ist.

Nach dem spätantiken Saal gelangt man in den Islamischen Saal, der sich an der Westseite des Turmes Torre dels Enagistes befindet. Dieser Saal beschäftigt sich mit der maurischen Zeit auf Mallorca, die die Jahre von 902 bis 1229 einschließt. Bei den islamischen Einwanderern dieser Zeit handelte es sich zum größten Teil um Berber und Araber. Mallorca hieß MayÅ«rqa und ManqÅ«r, wie Manacor damals genannt wurde, war der größte der insgesamt 12 Distrikte. 
In dem Islamischen Saal gibt es fünf Glasvitrinen und einen geschlossenen Wandvorbau, der durch Glasscheiben den Blick auf die Exponate gestattet. Die einzelnen Abschnitte der islamischen Geschichte auf Mallorca werden mit Karten erklärt.

Gleich am Eingang des Saales befindet sich freistehend auf einem Sockel der Grabstein von Sulaymān ibn Mansūr aus dem 10. Jahrhundert. Er wurde bei Bauarbeiten innerhalb der Mauern am Haupttor der zweiten Kirche der Pfarrkirche von Manacor entdeckt.

Neben den Guts- und Meierhöfen in ManqÅ«r, das heute das Gemeindegebiet von Manacor und Sant Llorenç umfaßt, war die Ortschaft Manacor zur islamischen Zeit ein Marktplatz, der sich an einer Wegkreuzung befand. Viele metallische Geräte, Nadeln und Töpfe wurden in diesem Gebiet gefunden. Auch wurden Gegenstände in den Höhlen gefunden, in denen sich die Moslems im Jahre 1229 versteckten, als Jaume I. Mallorca eroberte. In der Höhle Cova dels Amagatalls bei Porto Cristo wurden viele Exponate, wie Haushaltsgegenstände, Keramiken und Werkzeuge, ganzer Familiengruppen gefunden.

An der Ostseite, rechts neben dem Haupteingang des Turms Torre dels Enagistes, befindet sich der Miniaturensaal. Hier befinden sich Modelle von Schiffen und Möbeln, die von dem aus Manacor stammenden Kunsthandwerker Antonio Sancho Comas hergestellt wurden. Angefangen hatte es allerdings mit Manuel Morales, der einige funktionelle Miniatur-Möbel erwarb und eine Sammlung erschuf, die schließlich zum Möbelmuseum wurde. Im Jahre 1969 wurde das Museum neben dem Palastturm Torre de Palau von der Firma Perlas de Manacor gegründet. Im Jahre 1994 überließ die Firma die Sammlung der Stadt Manacor zu öffentlichen Ausstellungszwecken, die es dann zu dem Historischen Museum hinzufügte. Die Ausstellung beinhaltet Möbel in Miniaturform der verschiedensten Epochen. Des weiteren gibt es Modelle von antiken und modernen Schiffen und wichtiger Gebäude.

Im Obergeschoss des Historischen Museums finden wechselnde Ausstellungen statt, so daß es nicht immer für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Von großem dokumentarischen, ikonigrafischen und archäologischen Wert sind die Graffitis aus dem 15. bis 18. Jahrhunderts, die man dort an den Wänden findet. Man kann aus den Graffitis nicht nur auf das Aussehen und die Lebensweise schließen, sondern auch etwas über die Verbindung des Lebens mit der Entwicklung der Geschichte erfahren.

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