Geschichte von Mallorca

In der Jungsteinzeit siedelten sich Völker aus dem Mittelmeerraum auf Mallorca an. Die ersten Bewohner kamen etwa 4.000 v. Chr. aus dem heutigen Südfrankreich oder vom spanischen Festland. Sie lebten an der Küste in natürlichen Höhlen, die dort zahlreich vorhanden sind. Obwohl es auch die Vermutung gibt, daß die ersten Besiedlungen bereits um 6.500 v. Chr. stattfanden, stammen die ältesten Beweise für menschliche Ansiedlungen um die Zeit von 4.000 bis 2.000 v. Chr., aus diesem Zeitraum sind menschliche Überreste und andere Fundstücke in den Höhlen von Muleta in Sóller und Son Matge in Valldemossa gefunden worden. Aus der Zeit ab 2.000 v. Chr. konnten dann immer mehr Hinweise über das Leben der frühen Bevölkerung Mallorcas gefunden werden. Die Kultur entwickelte sich weiter, wie man anhand von Keramiken, Kupfer- und Bronzegegenständen feststellen konnte.

Die ersten Steinbauten stammen aus der Zeit zwischen 1.500 und 1.300 v. Chr., man nennt sie Navetes. Bei einer Naveta handelt es sich um einen Bau mit dicken Steinwänden und einem hufeisenförmigen Grundriss. Der Baustil, bei dem sehr große Steinquader benutzt wurden, wird als Zyklopentechnik bezeichnet. Im Mittelmeerraum war diese Bauweise in der Jungsteinzeit weit verbreitet. Sie stammt ursprünglich aus der östlichen Region des Mittelmeeres, weshalb Forscher davon ausgehen, daß diese Bauweise durch Einwanderer von Korsika, Malta oder Sardinien nach Mallorca gekommen ist.

Der Zeitraum von 1.100 bis 123 v. Chr. wird als Talaiotikum bezeichnet, da diese Zeit von den Talaiots, den charakteristischen Zyklopenbauten auf Mallorca, geprägt ist. Da die Kultur dieser Zeit von der Bauweise mit großen Steinquadern geprägt ist, wird sie auch Talayot-Kultur genannt. Der Zeitraum zwischen 1.700 und 1.100 v. Chr. wird Vortalaiotikum genannt. Talaiot (kastilisch: Talayot) leitet sich von dem katalanischen Wort Talaia ab, das Beobachtungs- und Wachturm bedeutet. Bei den Talaiots handelt es sich um runde oder quadratische Türme von denen man bis heute noch nicht sicher weiß, wofür sie genutzt worden sind. Forscher gehen davon aus, daß sie zur Beobachtung und Verteidigung, aber auch als Wohnraum für Stammesführer und als Begräbnisstätten gedient haben. 
Der Zeitabschnitt des Talaiotikums wird noch zusätzlich in vier Abschnitte eingeteilt. Im Talaiotikum II, ab 1.000 v. Chr., wurden die Talaiots, die vorher alleine standen, mit Steinmauern umschlossen und Waffen aus Bronze wurden häufiger aus dieser Zeit gefunden. Ein weiterer Kulturwandel fand im Talaiotikum III, ab 800 v. Chr., statt als im Inneren der Siedlungen Hypostylos-Säle entstanden, sich ein Stierkult entwickelte und Feuerbestattungen durchgeführt wurden. Das Talaiotikum IV, ab 500 v. Chr., wurde von Einflüssen anderer Kulturen geprägt. Nachdem die Karthager etwa um 654 v. Chr. eine Handelsniederlassung auf Ibiza gründeten, gelangten die Balearischen Inseln in den Einflußbereich der phönezischen Kolonie. Der Einfluß von anderen mediterranen Kulturen äußerte sich besonders in der Nachbildung römischer und punischer Keramikformen.

Der Kontakt mit den Karthagern sorgte auch dafür, daß die Balearen an den drei punischen Kriegen in der Zeit von 264 bis 146 v. Chr. beteiligt waren. Balearische Söldner kämpften neben Karthagern. Diese Söldner wurden Els Foners Balears, zu deutsch Steinschleuderer, genannt. Forscher gehen davon aus, daß diese Kämpfer so bekannt waren, daß sich dadurch der Name Balearen hielt, denn dieser leitet sich von dem griechischen Wort ballein für Werfen ab. Der vorige Name Gymenesiae oder Gymnesische Inseln wurde seitdem nicht mehr gebraucht und ist heute fast völlig in Vergessenheit geraten.

Nachdem die Karthager den dritten punischen Krieg gegen die Römer verloren hatten, nutzten die Einwohner Mallorcas die Zeit für Piratenüberfälle auf Schiffe unter denen sich auch römische befanden.

Als Mallorca dann im Jahre 123 v. Chr. durch das römische Reich in Besitz genommen wurde, wurden den Überfällen ein Ende gesetzt. Das Kommando führte Konsul Quintus Caecilius Metelius, auch Cecili Metel genannt, der später den Beinamen Balearicus erhielt.

Im Jahre 122 v. Chr. wurde die Stadt Palmaria palmensis, das heutige Palma, durch römische Siedler gegründet. Nachdem die Römer so eine Ansiedlung im Süden hatten, wurde einige Jahre später, etwa 70 v. Chr., Pollença im Norden Mallorcas gegründet. Durch die Siedler und deren Vermischung mit der iberischen Bevölkerung wurde die Insel immer weiter romanisiert. Auch wurde Lateinisch als Verwaltungssprache eingeführt.

Aus der römischen Zeit leitet sich auch der heutige Name Mallorca ab, er stammt von dem Bezeichnungen Insula Maior und Maiorica ab, womit die Römer die "große Insel" bezeichneten. Vor der römischen Besetzung wurde die Insel Columba genannt, aber dieser Name wurde nicht weiter genutzt.

Die römische Herrschaft auf Mallorca dauerte 588 Jahre und brachte den Einwohnern viele Annehmlichkeiten. In den Städten gab es Wasser- und Abwassersysteme, sowie Straßen, Theater und öffentliche Plätze. Handel, Handwerk und Landwirtschaft waren zu diesen Zeiten die Haupteinnahmequellen. Handelsgüter wie Olivenöl, Wein und Weizen haben einen Großteil der Einnahmen ausgemacht. Pollentia war die damalige Hauptstadt und sehr bedeutend. Heute kann man in Pollença Ruinen aus der damaligen Zeit besichtigen. Im Gegensatz dazu gibt es in Palma kaum noch Spuren aus der römischen Zeit, da diese Stadt vielfach überbaut wurde.

Als das römische Reich langsam zerfiel begannen die Plünderungen und Zerstörungen der Vandalen. Bereits im Jahre 426 wurde Pollentia von ihnen geplündert und zerstört. Die Vandalen bauten Ihre Herrschaft immer weiter aus bis schließlich auch die westlichen Mittelmeerinseln erobert wurden. Ab dem Jahre 465 regierte das Vandalenreich von Karthago aus über Mallorca und die anderen Baleareninseln. Obwohl die Vandalen auch Christen waren, ist die Zeit ihrer Herrschaft von Katholikenverfolgungen gekennzeichnet.

Wahrscheinlich gab es nur wenige Vandalen, die auf Mallorca siedelten, auch waren Glaube und Kultur nicht mit denen der ursprünglichen Bevölkerung vergleichbar, so daß es keine Vermischung gab. Dementsprechend haben die Vandalen auf Mallorca auch keine kulturellen Spuren hinterlassen.

Nach den Vandalen gehörte Mallorca etwa 200 Jahre zum Byzantischen Reich. Durch die westliche Randlage der Inseln konnten sie sich ein Stück weit Eigenständigkeit und Unabhängigkeit erhalten. Das wird beispielsweise deutlich als zur Regierungszeit des Kaisers Herakleios in den Jahren 610 bis 641 Griechisch als Verwaltungssprache im Reich eingeführt wurde und dies keine weiteren Auswirkungen auf die Balearischen Inseln hatte.

Da sich der katholische Glaube auch wieder frei entfalten konnte, wurden die Inseln im 7. Jahrhundert ein Zufluchtsort für vertriebene Christen, da sich der Islam immer weiter ausbreitete.

Im Jahre 707 kamen die ersten arabischen Eroberer nach Mallorca, allerdings ohne weitere Auswirkungen, da sie sich nicht festsetzen konnten. Die Jahre ab Mitte des 8. Jahrhunderts waren auf Mallorca und den anderen Inseln von einer Art Schutzherrschaft Frankreichs geprägt.

Der Graf von Apulien schütze im Jahre 813 die Balearischen Inseln vor einem der Beutezüge der Muslime. Dabei befreite er 500 Christen aus der Gewalt der Araber, die diese als Geiseln genommen hatten. Dieses Ereignis führte dazu, daß ein Nichtangriffspakt zwischen den Arabern und den Inselbewohner geschlossen wurde. Die Mallorquiner hielten sich jedoch nicht daran und machten reiche Beute bei einem Überfall auf muslimische Schiffe. Dies veranlaßte Abd ar-Rahman II., der Emir von Córdoba dazu im Jahre 848 eine Strafexpedition auf die Balearischen Inseln zu schicken. Die Mallorquiner mußten hohe Verluste in Kauf nehmen und entschlossen sich letztendlich dazu den Pakt einzuhalten und dem Emir einen Tribut zu zahlen, um ihre Unabhängigkeit zu behalten.

Die Wikinger kamen im Jahre 859 um die Inseln zu plündern, allerdings hatten sie keine Eroberungen geplant, sie plünderten entlang der gesamten Küsten des Atlantiks und Mittelmeeres.

Im Jahre 902, nach mehr als 50 Jahren Waffenruhen, wurde Mallorca von dem muslimischen General El Jaulani erobert. Für das Emirat von Córdoba war die Insel aus strategischen Gründen interessant. Die Stadt Palma hieß nun Medina Mayurka und El Jaulani wurde der erste islamische Stadthalter. Die Araber und die Mauren herrschten auf den Balearen vom zehnten bis zum 13. Jahrhundert.

Noch heute gibt es Ortsnamen, die auf die Zeit der Araber zurückgehen. Auch die Brunnen, Bewässerungsanlagen für die Terrassenfelder und der Bau von Trockenmauern (parets seques) stammt von den Muslimen.
Ein Großteil der islamischen Einwanderer kam von der iberischen Halbinsel, genauer aus al-Andalus. Der größte Teil des Festlandes wurde zu dieser Zeit von dem Emirat von Córdoba, bzw. dem späteren Kalifat von Córdoba regiert. Als das Kalifat in die Taifa-Königreiche zerfallen war, wurde Mallorca erst von den Amiriden, später von den Almoraviden und den Almohaden beherrscht.

Im Jahre 1229 wurde die Militärmacht der Mauren in Medina Mayurka von Jaume I. von Aragón und Katalonien geschlagen. Er gründete im Jahre 1276 das Königreich Mallorca und ließ eine Kathedrale bauen, die er der Jungfrau Maria widmete. Nach König Jaume I. wurde sein Sohn Jaume II. König von Mallorca, der vielerorts Residenzen und Paläste erbauen ließ. Im Jahre 1349 wurde Jaume III., der Neffe des Königs, bei der Schlacht von Llucmajor getötet und das Königreich verlor seine Unabhängigkeit.

Zur Zeiten der Herrschaft der katholischen Könige Ferdinand und Isabella war Mallorca ein selbstständiger Teil der Krone von Aragón, später dann von Spanien. Anfang des 18. Jahrhunderts verlor die Insel Ihre Selbstständigkeit.
Während des Spanischen Bürgerkriegs in den Jahren 1936 bis 1939 ereignete sich die Schlacht um Mallorca. Da sich der Militärkommandant der Balearischen Inseln, General Manuel Goded Llopis, sich im Juli 1936 zu General Francisco Franco bekannt hatte und ihm Unterstützung zugesagt hatte, landeten Truppen der republikanischen Armee im Rahmen der Amphibischen Kriegsführung im August und September des Jahres 1939 über den Seeweg auf Mallorca. Sie wollten die Insel vom Franquismus befreien und wieder unter die Kontrolle der Zweiten Spanischen Republik bringen. Obwohl es erst so aussah, als habe die republikanische Armee Erfolg, scheiterte das Unternehmen mit schweren Verlusten auf beiden Seiten. Die Verluste und der Mangel an Unterstützung durch die neue Regierung in Madrid sorgten für einen Rückzug der Truppen.

Unter der Herrschaft des General Francisco Franco war den Mallorquinern die Benutzung ihrer eigenen Sprache untersagt. Das änderte sich mit der Einführung der Demokratie in Spanien im Jahre 1975 wieder. Seit dem Jahre 1983 sind die Balearen eine autonome Region von Spanien mit einer autonomen Regierung und einem administrativen Rat für jede Insel.

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