Prähistorische Siedlung von Son Fornés
Die prähistorische Siedlung von Son Fornés befindet sich in Zentrum der Balearischen Insel Mallorca, etwa 2,5 Kilometer von der Ortschaft Montuïri entfernt, in der gleichnamigen Gemeinde. Sie liegt an der Landstraße nach Pina, westlich von Montuïri.
Neben den beiden Siedlungen von Ses Païsses und Capocorb Vell ist die Siedlung von Son Fornés eine der wichtigsten talaiotischen Siedlungen, da sie sehr gut erhalten ist. Bisher umfaßt die archäologische Ausgrabungsstätte ein Gebiet von etwa drei Hektar, doch damit ist gerade etwa die Hälfte der Siedlung freigelegt. Als die archäologische Fundstätte im Jahre 1975 entdeckt wurde, war sie komplett mit Erde bedeckt. Wissenschaftler gehen davon aus, daß die talaiotische Siedlung von Son Fornés in der Hauptphase der Talayot-Kultur, und somit um das Jahr 900 v. Chr. entstanden ist. In späteren Zeiten, etwa 550 bis 250 v. Chr., gab es eine weitere Bauphase, bei der die bereits vorhandenen Gebäude mit einbezogen wurden. Bis etwa 100 n. Chr. wurden immer wieder bauliche Veränderungen an der Siedlung vorgenommen, so daß verschiedenen Epochen ihren Einfluß nahmen. Etwa bis Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr. war der Ort besiedelt. Nach heutigen Schätzungen haben dort etwa 400 bis 500 Menschen gelebt, da aber noch ein Großteil der Siedlung unter der Erde ist, können sich die Schätzungen durchaus noch ändern.
Bis heute wurden zwei runde Talaiot-Türme, verschiedene Gebäude und eine Mauer ausgegraben. Die Mauer wurde in der ortstypischen Trockenbauweise angelegt, die noch heute auf den Balearen unter dem Namen Paret seca weit verbreitet ist. Die großen Kalksteinblöcke der Mauer sind ohne Mörtel zusammengefügt worden. Die Mauer umschließt die Türme und die sich anschließenden Gebäude.
Einer der beiden Talaiot-Türme hat einen Durchmesser von 17 Metern und eine Höhe von 3,5 Metern, wodurch er der größte und besterhaltenste Talaiot der gesamten Insel ist. Die Außenwand des Talaiot ist 5 Meter dick, sie besteht aus zwei Rundmauern, in deren Zwischenraum lose Steine gefüllt wurden. Einige der imposanten Steinquader bringen es auf ein Gewicht von neun Tonnen. Laut Berechnungen sollen für den gesamten Bau 2.000 Tonnen Steine verwendet worden sein.
Der Innenraum, der etwas mehr als 30 m² groß ist, erreicht man durch einen Korridor, der etwa fünf Meter lang und sehr niedrig ist. Der Fund von Scharnieren läßt vermuten, daß er durch Holztüren verschlossen war. Im Innern ist noch die Mittelsäule erhalten, die die Decke gestützt hatte. Außerdem gibt es eine halbrunde Mauer, zwei Feuerstellen und eine kleine Kammer, die in die Mauer eingelassen wurde. Wozu die viereckige Kammer genutzt wurde, ist nicht bekannt.
Das Dach des Talaiot-Turmes ist nicht erhalten, doch weisen Funde darauf hin, daß es aus radial verlegten Balken bestanden hat, die mit einem Geflecht aus Ästen, die wiederum mit Tonerde versiegelt und mit Steinplatten abgedeckt waren. Aus dieser Talaiot ausgegraben wurde, war er mit Resten von Ziegen, Schweinen und Rindern angefüllt.
Der zweite Turm ist mit einem Durchmesser von 12 Metern wesentlich kleiner als der andere. Man geht davon aus, daß es sich bei diesem Turm um einen Versammlungsraum gehandelt hat, denn die Funde unterscheiden sich sehr deutlich von den sonstigen auf Mallorca gefundenen Gebrauchskeramiken. Möglicherweise kamen die Führer der Siedlung hier zusammen, um politische oder rituelle Themen zu besprechen. Beide Türme hatten eine Dachterrasse.
Wie auch in anderen prähistorischen Siedlungen gibt es in Son Fornés kleine Hütten zwischen den Türmen und der Außenmauer, die wie Reihenhäuser aneinander gebaut sind und die Behausungen der Bewohner darstellten. Im Jahre 1988 wurden fünf Hütten entdeckt, die eine rechteckige Außenmauer, eine Mittelsäule zur Abstützung des Daches und eine Fläche von etwa 30 bis 45 m² aufweisen.
Informationen über die prähistorische Siedlung von Son Fornés und verschiedene Fundstücke befinden sich in dem kleinen Museum in der historischen Mühle Molí d'en Fraret in dem Ort Montuïri. Es wird von der Stiftung Fundación Son Fornés unterhalten und zeigt auf Tafeln Darstellungen über das damalige Leben und die geschichtliche Einordnung der etwa 1.500 Jahre, die die Siedlung bewohnt war.