Coves d'Artà
Die Höhlen Coves d'Artà werden im katalanischen Dialekt auch Höhlen Coves de s'Ermita oder Coves de Canyamel genannt, in kastilisch heißt es Cuevas de Artà. Dieses Tropfsteinhöhlensystem befindet sich östlich der Ortschaft Canyamel, in der Gemeinde Capdepera, in der Landschaftszone Comarca Llevant, an der Ostküste der Balearischen Insel Mallorca. Die Höhlen liegen in einer Bucht östlich der Ortschaft Canyamel etwa 50 Meter über der Küste. Ihr Name stammt noch aus der Zeit als Capdepera keine eigene Gemeinde war und zu dem Gebiet Artà gehörte. Das war vor dem Jahre 1858.
Die Höhlen Coves d'Artà gehören zu den bekanntesten Höhlensystem von Mallorca. In etwa 15 Kilometer Entfernung, in der Nähe des Ortes Porto Cristo, befinden sich die Höhlen Coves del Drac und Coves dels Hams, die ebenfalls sehr bekannt sind.
Der Name Coves d'Artà geht zurück auf die Zeit von vor dem Jahre 1858, damals war Capdepera mit Son Servera Teil der Gemeinde Artà und noch keine eigenständige Gemeinde.
Die Halbinsel Cap Vermell grenzt eine kleine Meeresbucht nach Norden ab, dort mündet der Sturzbach Torrent de Canyamel ins Meer. Hier befindet sich der Strand Platja de Canyamel, an dem sich der Touristenort Canyamel Ende des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. An der Südseite der Halbinsel Cap Vermell befindet sich der Eingang zu dem Höhlensystem, der sich etwa 50 Meter über dem Meeresspiegel befindet. Von hier aus hat man einen wundervollen Blick über die Bucht von Canyamel. An dem Eingang zu dem Höhlensystem befindet sich eine Treppe, die im Jahre 1860 zum Besuch der Königin Isabella II. erbaut wurde. Links unterhalb der Treppe befindet sich der eine Gattertür, die den heutigen Eingang bildet. Die Steintreppe dient heute als Ausgang.
Westlich des Eingangs befindet sich ein Parkplatz, der über eine gut ausgeschilderte und ausgebaute Straße von dem Ort Canyamel aus erreichbar ist. Die Höhlen erreicht man vom Parkplatz aus über einen etwa 150 Meter langen Fußweg, der an der steil abfallenden Küste entlang führt.
Bereits vor vielen Jahrhunderten wurde das Höhlensystem Coves d'Artà als Zufluchtsstätte und als Behausung genutzt. Als das Heer unter dem König von Aragón, Jaume I., im Jahre 1229 immer weiter vorrückte, fanden maurische Soldaten hier eine Zuflucht. Im Eingangsbereich kann man immer noch das geschwärzte Gestein sehen, das beim Versuch des Ausräucherns seine heutige Färbung annahm.
Einige Inschriften, die in den Höhlen gefunden worden sind, stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Die erste Erforschung der Höhlen geht wahrscheinlich auf den Geistlichen Juan Garau y Serra zurück, der das Höhlensystem zwischen 1806 und 1808 erforschte.
Das Gedenkbuch, in das man sich als Besucher eintragen kann und das in der Höhle ausliegt, befindet sich dort bereits seit dem Jahre 1869. Viele bekannte Persönlichkeiten, wie Jules Vernes, Alexandre Dumas oder Erzherzog Leopold Salvator von Österreich, haben sich dort verewigt.
Wenn man die Höhlen Coves d'Artà besichtigen möchte, kann man dies nur mit einer geführten Besichtigung machen. Die Führungen finden in verschiedenen Sprachen statt. An einem asphaltierten Vorplatz befindet sich der Eingang in einem Felsbogen, der etwa 100 Meter Breit und etwa 25 Meter hoch ist. Der Rundgang durch das Höhlensystem führt über gesicherte Wege durch verschiedene Hallen und Räume, die mit elektrischem Licht versehen wurden. Den Namen und Themen entsprechend sind die einzelnen Säle mit verschiedenem Licht ausgeleuchtet.
Im Gegensatz zu den Höhlen Coves del Drac ist in dem Höhlensystem Coves d'Artà Filmen und Fotografieren erlaubt. Allerdings gibt es nicht so effektvolle Shows wie in den Höhlen Coves del Drac und Coves del Hams.
Man betritt als erstes einen Stollen, der in den sogenannten Vorsaal führt. Dieser Saal, der über unzähligen Tropfsteinen verfügt, hat eine Höhe von 15 bis 25 Metern, eine Breite von 20 bis 40 Metern und ist etwa 75 Meter lang. Einer der auffälligsten Tropfsteine ist der Pfeiler der Jungfrau, der Virgen del Pilar genannt wird.
Von hier aus geht es durch einen Gang und über einige Stufen weiter in den Saal der 1000 Säulen, den Salón de Columnas. Dieser Säulensaal besteht aus einer Vielzahl von herabhängenden Stalaktiten, die mit den aus dem Boden wachsenden Stalagmiten zu Stalakmaten zusammengewachsen sind, und so die Säulen bilden.
Ein hohes Portal, das mit Steinvorhängen geschmückt ist, führt weiter in den Saal der Säulenkönigin, den Salón de la Reina de las Columnas. Die Säulenkönigin ist eine Tropfsteinsäule, die sich in der Mitte des Raumes befindet. Obwohl sie eine Höhe von 22 Metern erreicht hat, ist sie sehr dünn. Dieser außergewöhnliche Stalagmit, dessen Spitze noch etwas von der Decke des Gewölbes entfernt ist, weist eine besonders schöne Verzierung auf. Am Ende des Saals befinden sich zwei weitere Stalakmiten, die Zeit, die eine Höhe von vier Metern aufweist und der Tabernakel mit einer Höhe von acht Metern. Der Thronhimmel ist ein kleines Loch, das mit Steinvorhängen umgeben ist und sich auf der anderen Seite des Saals befindet.
Über eine Treppe geht es abwärts in den Vorsaal der Hölle, bei dem es sich um einen kleinen Raum mit bei einem Erdbeben zerbrochenen Säulen und Steinvorhängen handelt. Von hier aus gelangt man direkt in den Saal, der Hölle genannt wird. Sehr beeindruckend sind hier die Tropfsteinsäulen, die bis an die Decke reichen. Sie sind wesentlich dicker als in den anderen Bereichen des Höhlensystems. Im unteren Teil des Raumes befindet sich der Sag von Napoleón, ein Bereich mit einer dünnen gewundenen Säule, der sich am Fuß eines gelblichen Felsens befindet. In dem Höllensaal wird eine faszinierende Ton-Wechsellicht-Show geboten.
Weiter geht es vorbei an Gebilden, die die Namen Löwe und Zypresse tragen, in den größten Saal der Höhlen Coves d'Artà. Das sogenannte Paradies ist 54 Meter hoch und ist geformt wie das Schiff eines Doms. Vom Volumen her soll dieser Saal größer sein als die Kathedrale von Palma.
Nun führt der Rundgang auf einen Balkon, der eine herrliche Aussicht auf den Säulensaal bietet. Die weiße Färbung der Tropfsteine, die man von dem Balkon aus gut sehen kann, könnte auf eine neue Bildung schließen lassen.
Als nächstes gelangt man in den Saal der Flaggen, den Sala de Banderas, der nach zwei breiten Steingebilden benannt wurde. Diese Gebilde scheinen Falten, wie bei einer Flagge, zu werfen. In diesem Saal befindet sich auch die Orgel, die aus verschiedenen Säulen besteht, die harmonische Klänge erklingen lassen, wenn man mit einem Stein dagegenschlägt.
Eine Tafel befindet sich an der Felswand des Flaggensaals. Sie zeigt einen Absatz des Gedichtes La deixa del Geni Grench, das von dem Mallorquiner Miguel Costa i Llobera stammt und in dem Höhlensystem spielt. Er lebte in den Jahren 1854 bis 1922. Anlässlich seines 100. Geburtstags fand eine Vorlesung von mehreren Teilen des Gedichtwerks von dem Dichter Guillem Colom i Ferrà statt.
Über eine neu erbaute Treppe geht es vom Saal der Flaggen zurück zum Paradies, allerdings diesmal zu dem oberen Teil. Man gelangt in den Brunnensaal, in dem die Bronzesäule und Acherons Boot die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Von hier geht es vorbei an der Säulenkönigin wieder in den Eingangsbereich des Vorsaals. Ein weiteres Highlight in dem Vorsaal ist der Diamantstein, der seinen Namen seinem besonderen Glanz verdankt.
Die Rosenkranzkapelle ist der letzte Saal auf dem Weg Richtung Ausgang. Hier kann man Stalaktiten und Stalakmiten aus der Nähe bewundern. Über die Steintreppe führt der Weg aus den Höhlen Coves d'Artà hinaus und der Besucher wird von der phantastischen Aussicht über das Meer empfangen.