Zwerge versenkt

Sie sind wohl die bekanntesten folkloristischen Figuren auf La Palma: die tanzenden Zwerge mit ihren gigantischen Hüten. Eigentlich ist es ihre Aufgabe, alle fünf Jahre die Virgen de las Nieves, die Jungfrau vom Schnee, bei ihrer Bajada, ihrer Reise über die Insel, zu begleiten und dabei die immer gleiche Polka zu tanzen. Mit ihrem übergroßen Hut, einem Zweispitz, und ihren freundlichen Gesichtern wurden sie aber im Laufe der Zeit zu einem Wahrzeichen der westlichsten der Kanarischen Inseln und zu Botschaftern für kulturelle Traditionen. Und nun sollen sie auch noch Taucher an die Ostküste der Insel vor der Inselhauptstadt Santa Cruz locken.

Tradition seit dem 17. Jahrhundert

Eigentlich wären die Enanos erst im nächsten Jahr wieder im Einsatz gewesen, wenn erneut die Bajada der Virgen de las Nieves gefeiert wird.

Dieses religiöse Volksfest, das sich über zwei Wochen im Juni und Juli eines Jahres erstreckt, wiederholt sich schon seit 1680 alle fünf Jahre. Zum ersten Mal fand die Prozession 1676 statt, als die Bewohner von La Palma die Jungfrau wegen einer lang anhaltenden Dürre um Beistand baten. Dazu brachten sie die Statue ihrer Schutzheiligen vom Berg in die Stadt. Ganz so lange gehören die tanzenden Zwerge aber noch nicht zu den treuen Begleitern der Jungfrau. Man hat sie zum ersten Mal im Jahr 1833 erwähnt. Seitdem sind die sympathischen Zwerge in ihren Verkleidungen aus Pappmaché zu einer festen Größe unter den folkloristischen Figuren der Kanaren geworden.

Längst tauchen die Polka tanzenden Kleinwüchsigen nicht mehr nur bei der Bajada, sondern auch bei vielen anderen Gelegenheiten auf. Jetzt tauchen sie nicht nur auf, sondern auch noch unter, nämlich vor der Küste von Santa Cruz de La Palma. Sie sind die ersten Bewohner eines Unterwasserparks, der nach und nach weitere Bewohner erhalten soll. Als neue Attraktion für den Tauchtourismus, der auf den Kanarischen Inseln immer mehr Anhänger findet, sollen sie dafür sorgen, dass die Unterwassersportler die kleine Insel am westlichen Rande des Archipels als lohnenswertes Ziel für spannende Tauchgänge entdecken. Ein ähnliches Projekt gibt es auf Lanzarote, jedoch ohne die tanzenden Zwerge, die bleiben natürlich La Palma vorbehalten.

Lange Jahre der Planung und Vorbereitung gingen voraus

Nun sind die ersten Zwerge, die von dem Bildhauer Miguel Marzán aus Beton geschaffen wurden, an ihrem neuen Wohnort versenkt worden. Lange Jahre der Planung und der Vorbereitungen sind vergangen, aber nun wird die neue Attraktion von La Palma tatsächlich Realität. Nicht wenige, die an dem Projekt beteiligt waren, hatten so ihre Zweifel, ob die Idee am Ende Wirklichkeit werden würde. Jetzt ist es soweit. Die ersten Figuren für den neuen Unterwasserskulpturenpark sind versenkt. Die Taucher können kommen. Wenn die U-Boot-Zwerge auch sicherlich nicht zum meistbesuchten Touristenziel der Insel werden, so stellen sie doch für die wachsende und zahlungskräftige Gruppe der Sporttaucher ein durchaus ansprechendes Ziel dar.

Ähnliche Angebote, wie etwa vor der mexikanischen Touristenhochburg Cancún, wo das größte Unterwassermuseum der Welt zu bewundern ist, haben durchaus einen beachtlichen Erfolg zu verzeichnen. Auch wenn vor La Palma sicherlich kein ebenso ausgedehnter Taucherspielplatz entstehen wird, so ist es doch eine Möglichkeit, sich von anderen Urlaubszielen abzuheben und etwas Besonders zu schaffen. Mancher Kritiker wird zwar sagen, dass das Geld für nützlichere Dinge hätte ausgegeben werden können. Doch damit musste die Kunst schon immer leben, ebenso wie mit der Frage: ist das nun Kunst oder kann das versenkt werden?

(Foto: Revista BienMeSabe / flickr.com, Lizenz: CC-BY)