Wirtschaftskrise kostete auf den Kanaren 247.000 Arbeitsplätze

Seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 ist es mit der Wirtschaft auf den Kanarischen Inseln stetig bergab gegangen. Viele Menschen verloren ihre Arbeitsplätze. Nun prognostizieren die Experten der Handelskammer von Santa Cruz de Tenerife für das laufende Jahr erstmals eine positive Tendenz. Die Wachstumsrate auf den Kanaren soll bis Ende 2014 sogar 1,5 % über dem nationalen Durchschnitt liegen. Bei der Präsentation dieser Zahlen betonte der Vizepräsident der Kammer, Arturo Escuder, dass dieses Jahr den Wendepunkt markiere und die größte Krise der letzten Jahrzehnte nun ihr Ende finden werde.

14.000 Unternehmen schlossen ihre Pforten

Bei dieser Gelegenheit zog er allerdings auch eine, wie zu erwarten, wenig erfreuliche Bilanz der vergangenen Jahre. Mehr als 14.000 Unternehmen auf den Kanarischen Inseln mussten in den vergangenen sechs Jahren ihre Tore schließen.

Dies bedeutete für 247.000 Arbeitnehmer den Verlust ihres Jobs. Besonders hart betroffen von dieser Entwicklung war die Bauindustrie. Diese hatte zuvor allerdings auch überproportional von den wilden Immobilienspekulationen profitiert, die zu dem Crash geführt haben. Von den 14.000 in die Pleite gegangenen Firmen waren allein 8.000 aus der Baubranche, deren Aktivitäten zeitweise nahezu völlig zum Erliegen gekommen waren. Am zweitstärksten von den Insolvenzen und Schließungen betroffen war der Dienstleistungssektor mit 4.519 Unternehmen, gefolgt von 1.356 Betrieben aus der Industrie, die ihre Pforten zusperren mussten.

Auch wenn man jetzt nicht müde wird festzustellen, dass die Krise vorüber sei, sind damit die Probleme noch lange nicht gelöst. Bis die Menschen in Spanien und besonders auf den Kanaren wieder ausreichend mit Arbeit versorgt sind, gehen sicherlich noch einige Jahre ins Land. Erst wenn das bescheidene Wachstum der Wirtschaft auch auf dem Arbeitsmarkt und bei den Menschen angekommen ist, kann man wirklich von einem Ende der Krise sprechen.

Bis dahin ist es lediglich reines Zahlenwerk, das nur wenig über die wahre Situation im Lande aussagt. Solange aber immer noch ein großer Teil der Arbeitslosen keine Aussicht auf einen Job hat, von dem man auch leben kann, ist die Krise noch nicht als überwunden zu betrachten. Besonders die Jugendlichen, die es auf Grund fehlender Angebote erst gar nicht schaffen, auf dem Arbeitsmarkt in Spanien Fuß zu fassen, werden von den Aussagen zum Ende der Krise nicht gerade überzeugt sein.

Chancen muss man erkennen und nutzen

Trotz aller negativen Folgen der Krise bietet der jetzt zu startende Neuanfang aber auch jede Menge Chancen, die man allerdings auch nutzen muss. Wenn die Arbeitgeber auf den Kanaren heute das schlechte Ausbildungsniveau der Jugendlichen beklagen, muss man sie zunächst einmal fragen, was sie denn in der Vergangenheit zur Ausbildung des Nachwuchses beigetragen haben. Da dürfte so mancher in entlarvendes Schweigen verfallen.

Die Erkenntnis, dass es ohne eine fundierte Ausbildung in Zukunft auch keine Fachkräfte geben wird, ist nicht unbedingt neu, nur getan wurde bisher wenig. Und wenn man betrachtet, mit welcher Selbstverständlichkeit die Zocker in den Banken, die den ganzen Schlamassel verursacht haben, ihre alten Spielchen treiben, dann muss man sich wirklich fragen, ob die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft überhaupt etwas aus der Krise gelernt haben. Es gibt die Chance zum Neuanfang, ob sie aber tatsächlich genutzt wird, ist noch längst nicht entschieden. Die Menschen, nicht nur auf den Kanarischen Inseln, hätten es verdient.