Unbekannte Insektenarten und ausgestorbene Riesenratten

Vor etwa 14 Millionen Jahren sind sie entstanden, vulkanischen Röhren, ein Höhlensystem, das heute Aufschluss darüber gibt, auf welch verschlungenen Wegen sich das Leben auf Gran Canaria im Laufe der Jahrmillionen verändert hat. Wie jetzt bekannt ist, hat man diese Schatzkammer für Geologen, Biologen und andere Naturforscher schon 2011 durch eine Gruppe von Wanderern entdeckt. Bei einem Ausflug auf den Montaña de Aslobas, der auf dem Gebiet der Gemeinde La Aldea im Westen Gran Canarias liegt, hatten sie in einer Schlucht zwischen Tasarte und Tasartico den Eingang zu den Höhlen ausgemacht.

Sensationelle Erkenntnisse konnten gewonnen werden

Erst später wurde klar, dass man es hier mit einer wissenschaftlichen Sensation zu tun hat. Bislang war man davon ausgegangen, dass die Cueva de Llano auf Fuerteventura die älteste vulkanische Formation auf dem kanarischen Archipel und damit in ganz Spanien ist.

Mit einem Alter von etwa einer Million Jahren steckt diese jedoch im Vergleich zu der Höhle in La Aldea noch in den Kinderschuhen. Ihre Entstehungszeit liegt ca. 15 Millionen Jahre zurück, womit sie zu den ältesten weltweit gehört. Übertroffen ist sie nur von einer geologischen Formation in Australien, deren Alter man auf 30 Millionen Jahre schätzt.

Doch nicht nur die Geologen, sondern auch die Entomologen, die Insektenforscher, haben in der Höhle sensationelle Entdeckungen gemacht. Eingeschlossen in das erstarrte vulkanische Material fanden sie zwei Insektenarten, die bislang völlig unbekannt waren. Es handelt sich um eine vollkommen blinde Schabe und eine Assel, die nahezu durchsichtig ist, da sie über keinerlei Pigmentierung verfügt. Bislang sind etwa 35 Meter der Hauptröhre erforscht, ein zweiter Hohlraum, dessen Größe noch unbekannt ist, bekommt in nächster Zeit Besuch von einer Roboterkamera, da der Zugang für die Wissenschaftler selbst unmöglich ist.

Höhle hatte zahlreiche Bewohner

In der Höhle wurden aber nicht nur Wesen aus den Kindertagen der Evolution gefunden, sondern auch Knochen von Tieren, die erst später die Erdoberfläche bevölkert haben. So fanden die Forscher unter anderem die Überreste einer kanarischen Riesenratte, die allerdings auch schon seit geraumer Zeit ausgestorben ist. Außerdem wurde klar, dass die Entdecker nicht die ersten menschlichen Besucher der Höhle waren. Einige Keramikscherben lassen darauf schließen, dass die Hohlräume schon vor tausenden von Jahren den Ureinwohnern der Insel als Schutz- und Rückzugsort gedient haben. In der totalen Dunkelheit dieses unterirdischen Lebensraumes verbergen sich wahrscheinlich aber noch unzählige weitere wissenschaftliche Geheimnisse, die es zu erforschen gilt.

Extreme Arbeitsbedingungen

Trotz der nicht ganz einfachen Arbeitsbedingungen, die nicht nur von der Dunkelheit, sondern auch von einer 94 %igen Luftfeuchtigkeit geprägt sind, besuchen noch einige Experten die vulkanische Schatzkammer. Tierforscher und Botaniker, aber auch Geologen und Altertumsforscher werden noch einige Zeit brauchen, um der Höhle all ihre Geheimnisse zu entlocken.

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz waren sich der Präsident der Inselregierung von Gran Canaria, Miguel Bravo de Laguna, und der Biologe Manuel Naranjo, der als Mitglied der Entomologischen Gesellschaft entscheidend an den bisherigen Forschungen beteiligt war, darin einig, dass die Höhle ein Glücksfall für Gran Canaria ist. Durch ihre Erforschung kann man wertvolle neue Erkenntnisse darüber gewinnen, wie die Inseln entstanden sind und sich über Jahrmillionen hinweg entwickelt haben.