Touristen sollen für Nationalparkbesuch zahlen

In Zeiten von leeren Kassen in den Rathäusern, also fast immer, sind die Politiker unablässig auf der Suche nach neuen Einnahmequellen. Um dabei aber die Bürger der eigenen Stadt nicht allzu sehr zu vergraulen. – Man will ja schließlich die nächste Wahl auch wieder gewinnen – kommen die Lokalpolitiker nicht selten auf die Idee, diejenigen anzuzapfen, die nur zu Besuch sind. Die auf das Wahlergebnis deshalb keinen Einfluss haben.

So kamen dann jetzt auch die Vertreter der Gemeinden auf den Kanarischen Inseln, die über Gebiete in einem der drei Nationalpark verfügen, auf die Idee. Bei der Regierung der Kanaren einmal nachzufragen, ob es nicht vielleicht angebracht wäre, die vielen Touristen, die sich jedes Jahr an der Schönheit der kanarischen Natur erfreuen. Dafür zur Kasse zu bitten. Die Residenten auf den Kanaren sollen weiterhin kostenlos durch die Nationalparks streifen können. Was in anderen Ländern längst geübte Praxis ist, kann auf den Kanaren nicht ganz falsch sein,. Dachten sich die Stadtväter und stießen mit ihrem Ansinnen gleich auf heftigen Widerstand bei den Tourismusverbänden. Deren Vertreter dieser Idee so gar nichts abgewinnen können.

Touristikverbände lehnen Vorschlag zu Nationalpark vehement ab

Die Fecam, der Zusammenschluss der Nationalparkgemeinden, die mit diesem Vorschlag an die Öffentlichkeit getreten ist. Muss sich deshalb auf starken Gegenwind von Seiten der Touristikverbände einstellen.

Schon einen Tag nachdem die Forderung bekannt wurde, wandte sich Jorge Marichal, Präsident der Asociación Hotelera y Extrahotelera von Santa Cruz de Tenerife, vehement gegen eine solche Gebühr für die Urlauber auf den Kanarischen Inseln. In einem Radiointerview sagte er, man dürfe die Touristen nicht weiter belasten. Sondern müsse ihnen im Gegenteil weitere Anreize bieten, die Kanaren zu besuchen. Eine Eintrittsgebühr für die Nationalparks wäre deshalb extrem kontraproduktiv.

Derzeit gibt es auf dem Kanarischen Archipel vier Nationalpark. Timanfaya auf Lanzarote, Garajonay auf La Gomera, La Caldera de Taburiente auf La Palma und El Teide auf Teneriffa. Verschiedene Gemeinden grenzen an diese Gebiete. Sie könnten, wenn es denn soweit kommen würde, von den wahrscheinlich kräftig sprudelnden Einnahmen profitieren. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, gaben die Gemeindevertreter ihrer Sorge darüber Ausdruck, dass die Sicherheit in den Parks und der Schutz vor Bränden nicht mehr gewährleistet könnte. Wenn auf Grund der angespannten Kassenlage die personelle und materielle Ausstattung der lokalen Feuerwehren zurückgefahren werden müsste. Diese könnten dann bei den immer wieder auftretenden Bränden nicht mehr so effektiv eingesetzt werden. Wie dies bislang der Fall gewesen ist.

Bedenken auch bei der Regierung

Trotzdem der Vorstoß der Gemeinden auch von einigen Vertretern der Kanarischen Regierung kritisch betrachtet. Sie gehen davon aus, dass mit einem erweiterten Serviceangebot – wie etwa geführten Exkursionen, die selbstverständlich bezahlt werden müssen – genügend Einnahmen zu generieren seien. Um die Aufgaben in den Parks zu finanzieren. Eine pauschale Gebühr für den Besuch lehnen sie deshalb ab.

Ob sich diese Position auf Dauer halten lässt, darf bezweifelt werden. Zu verlockend sind die zusätzlichen Einnahmen. Außerdem kann man mit derartigen Forderungen auch beim Wähler punkten. Der für solche Vorschläge immer dann zu begeistern ist, wenn es nicht an die eigene Geldbörse geht. Das ist auf den Kanaren nicht anders als in Bayern, wo die CSU nicht müde wird, die Maut für Ausländer zu fordern, auch wenn sie am Ende wahrscheinlich mehr Kosten verursacht, als sie einbringt. Eine sorgfältige Kosten-Nutzen-Analyse ist deshalb auch für die Beantwortung der Frage, ob Touristen für den Besuch eines Nationalparks zahlen sollten, eine unabdingbare Voraussetzung.