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In Spanien ticken die Uhren anders

lanzarote arrecive

Das Spanien auf dem selben Längengrad wie Großbritannien liegt, ist bekannt. Dennoch führt das spanische Festland die selbe Uhrzeit wie Deutschland, was seinen Ursprung in der Geschichte hat. Ausnahme sind hier die Kanarischen Inseln, die sehr wohl in der richtigen Zeitzone leben.

Im Jahr 1942 hat der spanische Diktator General Franco aus einer gewissen Sympathie zum nationalsozialistischen Deutschland in Spanien die Mitteleuropäische Zeit eingeführt. Somit tickten die Uhren im Gleichschritt mit Hitlers Berlin und Mussolinis Rom. Das ist bis heute so und der Grund, warum wir diese, vom Sonnenlauf unlogische Zeitverschiebung, auf dem spanischen Festland haben.

Die spanische Gesundheitsministerin, Ana Mato, will nun den heiligen Gral entdeckt haben und die Uhrzeit neu ordnen. Zunächst möchte sie die Nachrichten nun nicht mehr wie üblich um 21:00Uhr ausstrahlen, sondern schon um 20:00 Uhr. Somit würden die weiteren „Bildungsprogramme“ ebenfalls eine Stunde früher beginnen und sollen demzufolge die Spanier früher ins Bett bringen. Die beliebtesten Sendungen gehen oftmals weit bis nach Mitternacht. Mit dieser genialen Idee will das Ministerium den Tagesablauf der Spanier an den restlichen Teil Europas anpassen.

Nun besteht Europa ja nicht nur aus Nordländern, was Frau Mato scheinbar noch nicht aufgefallen ist. Der Wahn, alles gleich zu machen, keine individuellen und kulturellen Unterschiede mehr gelten zu lassen, wächst sich bei den Politikern allmählich zu einer echten Neurose aus. In kaum einem Land außer in Portugal, gehen die Menschen so spät ins Bett wie in Spanien. Wer hier lebt, kann zumindest subjektiv diesen Eindruck bestätigen. Fast die Hälfte der Spanier geht erst nach Mitternacht zu Bett, weitere 20% erst nach 01:00Uhr. Im europäischen Durchschnitt sind weniger als 30% nach Mitternacht noch wach.

Eine Stunde, die gesund machen soll

Laut dem Gesundheitsministerium ist diese eine Stunde deutlich gesünder und vor allem produktiver. Daher weht also der Wind. Der „Merksatz“ schlecht hin ist aber die Aussage aus dem Vorschlag: „Wer früher mit der Arbeit beginnt, könnte auch früher aufhören“ Ich knie gedanklich nieder vor soviel Intelligenz und Sachverstand! Der weitere Plan zur Steigerung von Produktivität sieht vor, die Uhren eine Stunde zurück zu stellen, also eigentlich genau auf den Stand, den die Sonne seit Jahrmillionen vorgibt.

Über den Ursprung nur soviel. Eingeführt wurde die Sommerzeit während des 2.Weltkrieges, hatte also primär militärische Gründe, und wurde 1949 vorübergehend abgeschafft. Erst 1980 wurde sie wieder eingeführt, auch als Folge der Ölkrise in den siebziger Jahren. Die Umstellung der Uhrzeit war von je her umstritten und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen eher im Theoretischen zu finden. In diesem Bereich siedelt sich dann gewiss die Auswirkung der späten Nachtruhe der Spanier auf die Gesundheit und die Gewohnheiten an. Welcher Sinn tatsächlich dahinter steckt oder ob es sich auch hierbei wieder einmal um die verzweifelte Suche nach Möglichkeiten handelt, einen Weg aus der Krise zu finden, bleibt offen. Aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit liegt. Eine Veränderung des Gesundheitszustandes Spaniens und seiner Bewohner wird sich aber wohl kaum an dieser einen Stunde messen lassen, die Hin oder Her geschoben werden soll.

Auf jeden Fall würden die Kanaren ihren Running Gag schlecht hin verlieren, denn die Ansage aus dem Radio „una hora menos en canarias“ gibt immer wieder Anlass für neue kreative Umgestaltungen der selben.

Behalten Sie die Zeit im Auge…

Ihr Jean-Bas

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