Sechs Millionen fehlen zum Erfolg

Bildung ist ein wichtiger Faktor, besonders um einen Weg aus der derzeitigen Krise des Landes zu finden. Darin sind sich Experten und Politiker einig. Wenn es jedoch um die Finanzierung geeigneter Maßnahmen geht, wird die Sache schon etwas schwieriger. So ist es auch im Falle der Fakultät der Schönen Künste der Universität von La Laguna auf Teneriffa.

Studierende und Professoren sind bislang daran gewöhnt, Vorlesungen, Seminare und Übungen in einer Umgebung zu absolvieren, die so gar nichts mit Schönheit und Kunst zu tun hat. Die Räumlichkeiten der Fakultät sind seit Jahren in einem jämmerlichen Zustand. Deshalb freuen sich alle auf das neue Gebäude, das ab Oktober für angenehmes Arbeiten und viele Inspirationen sorgen soll. Der imposante Rundbau erinnert in seiner Architektur entfernt an das berühmte Guggenheim Museum in New York. Er lässt von außen nur schwer erahnen, welche – im Vergleich zur heutigen Situation – geradezu paradiesischen Möglichkeiten die neue Heimstatt der Nachwuchskünstler anzubieten hat.

Von Anfang an verlief das Projekt holprig

28.000 Quadratmeter für Kunst und Kultur werden in wenigen Monaten, so immer noch die Hoffnungen, an die Studierenden und ihre Lehrer übergeben. Nach 10 Jahren Planung und Bau soll es dann endlich soweit sein. Der Dekan der Fakultät, Alfonso Ruiz, aber auch die Architekten Juan Antonio Gonzaléz und Urbano Yanes haben auf dem Weg zum Paradies der Künstler nicht nur jede Menge Steine aufeinanderstapeln, sondern auch aus dem Wege räumen müssen. Das Spiralband mit seinen vier Etagen beherbergt nicht nur Vorlesungssäle, Ateliers und Seminarräume, sondern auch Cafés, Erholungsflächen mit Grünzonen und schattigen Plätzen, sowie einen Festsaal, einen Raum für Ausstellungen, eine Bibliothek und natürlich Büros für die Verwaltung, eben alles, was ein modernes Universitätsgebäude ausmacht.

Doch nun folgt das „Aber“. Es fehlt, wie bei öffentlichen Bauten schon fast allgemein üblich, das Geld. Eine Situation, die auch bei nicht wenigen Prestigeobjekten in Deutschland durchaus bekannt ist. Gegen die Summen, die bei gigantischen Megaprojekten wie Hamburger Elbphilharmonie, Hauptstadtflughafen BER oder dem umstrittenen Bahnhof Stuttgart 21 im Raum stehen, handelt es sich bei dem neuen Fakultätsgebäude in La Laguna, das in seinem Umfang mit den teutonischen Bauten natürlich nicht zu vergleichen ist, wahrhaft um Peanuts. Doch sechs Millionen Euro sind nun mal auch kein Pappenstiel. Wenn die Zentralregierung diese Mittel jetzt nicht freigibt, kann das spiralartige Objekt der Begierde nicht fertiggestellt werden.

Bauarbeiten stagnieren

Seit 2008 wird an dem Projekt gebaut, das von den Architekten des Büros GPY entwickelt wurde. Doch jetzt, kurz vor der langerwarteten Fertigstellung, kommen die Arbeiten ins Stocken. Im Hinblick auf das gesamte Bauvolumen sind es nur noch Kleinigkeiten, die fehlen, um die Cavakorken knallen zu lassen. Neben kleineren Arbeiten wie Verglasung und Holzverkleidungen, sind aber auch die Installationsarbeiten an den Toiletten noch nicht abgeschlossen. Wenn nun nicht in dieser Woche das OK aus Madrid kommt, kann auch die Regierung der Kanaren die notwendigen Gelder nicht weiterleiten. Dann geht der Alptraum der Kunststudenten weiter, nicht aber die Arbeit an dem architektonischen Schmuckstück des Campus von La Laguna.

Sowohl bei den für den Bau Verantwortlichen, als auch bei den Studenten kennt die Begeisterung für den Neubau keine Grenzen. Sie alle können es kaum erwarten, gemeinsam unter einem Dach ihren Studien nachzugehen. Bislang sind die 600 Studierenden auf drei verschiedene, mehr oder weniger desolate Bauten verteilt, die ein zielgerichtetes und inspiriertes Lernen kaum möglich machen. Ob sich diese Begeisterung auch bei der Bevölkerung von La Laguna einstellt, wird wohl erst nach der Eröffnung erkennbar sein.

Ob das Gebäude dann einen ähnlichen Spitznamen wie das Guggenheim Museum im Big Apple erhält, wird sich zeigen. Dieses wird nämlich auf Grund seiner Architektur, die an ein Parkhaus erinnert, gern auch kurz „The Garage“ genannt. Ähnliche Assoziationen könnten auf Teneriffa ebenfalls angebracht sein. Doch zunächst ist allen Beteiligten erst einmal zu wünschen, dass der akademische Nachwuchs hier endlich einziehen kann. Hier können sie sich in angemessener Form auf ihre erfolgreiche Karriere vorbereiten. Die fehlenden sechs Millionen Euro werden kommen, wann dies jedoch der Fall sein wird, ist leider noch offen.