RWE Dea zieht sich scheinbar aus Erdölprojekt zurück

Die Regierung der Autonomen Region der Kanaren gab gestern bekannt, dass sich der deutsche Energiekonzern RWE aus den Plänen zur Erdölförderung vor den Kanarischen Inseln aus strategischen Gründen zurückziehen wird.

Die heftig umstrittenen Pläne, Bohrinseln vor den Küsten von Lanzarote und Fuerteventura zu errichten, verfolgt man nach neuesten Nachrichten von Dea Energy, der Erdölsparte des Essener RWE Konzerns, nicht weiter. RWE Dea mit Sitz in Hamburg ist mit 20 % an dem Projekt beteiligt, das zu 50 % von der spanischen Repsol und zu 30 % von dem australischen Unternehmen Woodside getragen wird.

Kanarische Regierung begrüßt Entscheidung

Im Gegensatz zur Zentralregierung in Madrid, die den Firmen die Schürfrechte für Probebohrungen übertragen hatte, stößt die bislang unbestätigte Entscheidung der RWE-Führung bei der Regierung der Kanarischen Inseln auf begeisterte Zustimmung. Für sie ist es ein Beispiel, dem Repsol und Westwood folgen sollten. Zunächst bleibt man jedoch recht vorsichtig, da die anderen beteiligten Unternehmen anscheinend von der Entscheidung noch nicht in Kenntnis gesetzt geworden sind.

Die massive Medienkampagne auf den Kanarischen Inseln gegen das Projekt war wohl der Ausschlag gebende Grund dafür, dass sich RWE zurückziehen will. Bevölkerung und Regierung der Kanaren sind sich weitgehend einig, dass die Erdölförderung dem wichtigsten wirtschaftlichen Standbein der Inseln, dem Tourismus, einen nicht unerheblichen Schaden zufügen würde. Man befürchtet zu Recht erhebliche Eingriffe in das sensible Ökosystem der Küstenregion und negative Auswirkungen auf die Besucherzahlen, wenn Bohrinseln den Blick vom Strand aufs Meer verschandeln würden.

Internationale Touristikunternehmen zeigen sich besorgt über Förderpläne

Unterstützt werden die Gegner der Pläne auch von zahlreichen großen Touristikunternehmen, die ihren Protest dem von Gran Canaria stammenden Minister für Industrie, Energie und Tourismus der Zentralregierung in Madrid, José Manuel Soria, vorgetragen haben. Reiseveranstalter aus Estland, Großbritannien, Schweden, Dänemark, Finnland, Deutschland und Norwegen verliehen ihrer Besorgnis darüber Ausdruck, dass die Ölbohrungen, die nur wenige Kilometer vor den Küsten der Urlaubsinseln geplant sind, zu einem erheblichen Attraktivitätsverlust bei den Urlaubsgästen führen würden.

Dieser zunehmende öffentliche Druck hat die Verantwortlichen bei RWE Dea jetzt wohl dazu gebracht, sich aus dem Projekt zurückzuziehen. Man befürchtet, dass die negative Presse auch dem eigenen Image extrem schaden könnte. Eine nicht unbegründete Vermutung angesichts der großen Zahl deutscher Touristen auf den Kanarischen Inseln.

Industrieminister startet Imagekampagne

José Manuel Soria hat die ungünstige öffentliche Wahrnehmung seines Lieblingsprojektes jetzt scheinbar erkannt und eine Imagekampagne für die Ölförderungspläne in Auftrag gegeben. Ob es ihm damit gelingt, eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung seiner Heimatregion zu erreichen, ist jedoch äußerst fraglich. Allerdings ist der zeitliche Zusammenhang zwischen dem Bekanntwerden der RWE-Pläne und der Ankündigung einer Charmeoffensive ein weiteres Indiz dafür, dass der Ausstieg des so wichtigen Partners RWE Dea mehr als ein Gerücht ist.