Las Palmas statt Luxor

Im kommenden Winter könnte es enger werden in den Häfen von Las Palmas de Gran Canaria und Santa Cruz de Tenerife. Die Veranstalter von Kreuzfahrten meiden auf Grund der instabilen politischen Lage immer öfter das Land am Nil. In Ägypten ist die zweite Runde im Kampf um die Macht an den Pyramiden eingeläutet worden. Seitdem ist die Sicherheit der Bürger, aber auch von Reisenden nicht mehr 100%tig garantiert. Deshalb entschließen sich die Reiseagenturen in vielen Fällen, die klassischen Kreuzfahrtziele im Land der Pharaonen vorerst nicht mehr anzusteuern.

Reedereien geben Kursänderungen bekannt

Das gab jetzt auch die Reederei MSC Cruceros bekannt. In der nächsten Wintersaison streichen sie ihre beiden Ziele in Ägypten und legen stattdessen auf den Kanarischen Inseln an. MSC ist aber nicht die einzige Gesellschaft, die ihre Routen geändert hat. Auch Pullmantur und die skandinavische Norwegian Cruise Line haben Ägypten aus ihrem Angebot gestrichen. Nach ihrer Einschätzung kann die Sicherheit ausländischer Besucher besonders in Alexandria, Kairo und Luxor nicht mehr gewährleistet werden.

So profitieren die Kanarischen Inseln nicht nur von den Stornierungen der Hotelbuchungen in Hurghada und Sharm el Sheik. Sondern noch mehr von der Umleitung der oft zahlungskräftigen Kreuzfahrttouristen. Auch die sonst so beliebten Nilkreuzfahrten, werden bis auf weiteres wohl kaum Gäste an Bord begrüßen können. Solange sich die Situation in Ägypten nicht stabilisiert, werden die Pyramiden, die Königsgräber in Luxor und die beeindruckenden Tempel von Abu Simbel ebenso wenig von zahlungskräftigen Touristen besucht werden, wie die Basare von Alexandria oder das berühmte Ägyptische Museum in Kairo.

Die neuen Routen der Veranstalter von Schiffsreisen führen nun entlang der Touristenziele an der afrikanischen Westküste und im Atlantik. Neben Gran Canaria und Teneriffa werden auch Agadir und Casablanca in Marokko sowie Funchal auf der portugiesischen Atlantikinsel Madeira in die neue Routenplanung eingebunden.

20 Stopps bedeuten 40.000 Besucher

Allein MSC mit seiner schwimmenden Hotelburg Armonía, auf der fast 2.200 Passagiere ihre Ferien verbringen können, wird in der kommenden Wintersaison 20 Mal im Hafen von Las Palmas anlegen. Das spült insgesamt etwa 40.000 Besucher in die Stadt und auf die Insel. Die Reisenden stammen mehrheitlich aus den nördlichen Ländern des europäischen. Insgesamt ist es aber ein buntes Völkergemisch, das die Kassen auf den Kanaren klingeln lässt. Ausflüge, Shoppingtouren, sowie das Bunkern von Treibstoff und Verpflegung sind Balsam für die krisengeschüttelte Wirtschaft des Archipels. Statt in Alexandria werden nun die Händler in Las Palmas und Santa Cruz die Früchte ihrer Arbeit ernten können.

Auch andere Regionen profitieren von den Problemen der Ägypter

Neben den Kanarischen Inseln dürfen sich auch Kroatien und Sizilien über einen Zuwachs an Besuchern von Kreuzfahrtschiffen freuen. Die Türkei, die sich ebenfalls in einer schwierigen politischen Situation befindet, bekommt vom neu verteilten Kreuzfahrerkuchen nur wenig ab. Eigentlich als Ausweichziel durch ihre Lage prädestiniert, wollen die Reiseveranstalter kein Risiko eingehen und verlegen ihre Aktivitäten lieber gleich in ganz andere Regionen, in denen politische Turbulenzen und die damit verbundenen Sicherheitsprobleme nicht zu befürchten sind.

Obwohl die Kanarischen Inseln, wie alle Ziele in Spanien, mit den extrem günstigen Preisen in Ägypten nicht konkurrieren können, sind sie in den kommenden Monaten die Gewinner im Kampf um das Geld der Touristen. Garantierte Sicherheit und eine nahezu perfekte touristische Infrastruktur sind am Ende dann doch wichtiger als günstige Preise. So sehr den Kanaren das Geschäft gerade in den Zeiten der Krise zu gönnen ist, auf lange Sicht ist es die Konkurrenz, auch durch die Ägypter, die das Geschäft belebt. Wer sich ohne große Anstrengungen über die Gunst der Reisebranche freuen kann, wird träge und unflexibel. So ist nicht nur den Menschen am Nil zu wünschen, dass sie ihre Probleme bald lösen werden, sondern auch den Kunden, die sich nur dann auf erstklassigen Service und faire Preise verlassen können, wenn es verschiedene Alternativen gibt, auf die man ausweichen kann, wenn eine Entwicklung in die falsche Richtung geht.