Kanaren greifen nach den Sternen

Kenner der Kanaren wissen schon längst, dass die Inseln im Atlantik weitaus mehr zu bieten haben als lediglich Sonne, Strand und Party. Passionierte Wanderer, aktive Sportler und viele andere kommen aus Gründen auf die Inseln, die man auf den ersten Blick nicht mit den Kanaren in Verbindung bringen würde. Seit einiger Zeit jedoch wird eine ganz bestimmte Gruppe immer stärker. Menschen, die in die Ferne schweifen, um faszinierende Dinge zu entdecken, die nicht von dieser Welt sind. Ihnen geht es um das, was um unsere Mutter Erde herum so passiert. Experten und Laien, die sich für astronomische Themen interessieren, finden immer öfter ihren Weg auf den kanarischen Archipel. Die hervorragenden geographischen Bedingungen der Region, abseits großer Städte, die relativ geringe Lichtverschmutzung und andere, für die Beobachtung von Gestirnen wichtige Faktoren machen die Kanaren zu einem besonders gut geeigneten Standort für professionelle Forscher und Hobbysternengucker.

Sternengucker als touristisches Potenzial

Auch die Tourismusindustrie hat die Bedürfnisse erkannt und versucht nun verstärkt, die Chancen und Möglichkeiten dieser Nische zu nutzen. Im Verbund mit anderen Regionen hat man das europäische Projekt EUSky Route ins Leben gerufen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, astrotouristische Wanderwege zu kreieren. Neben Teneriffa zählen sieben weitere Orte in ganz Europa zu dem exklusiven Kreis, der den Himmelsforschern neue Möglichkeiten aufzeigen will. In Polen, Portugal, Bulgarien, Griechenland, Italien und in der spanischen Provinz Valencia dürfen sich astronomiebegeisterte Besucher auf spannende Entdeckungen freuen.

Das Instituto de Astrofísica de Canarias (IAC) arbeitet an diesem Projekt, das aus Mitteln der Europäischen Union finanziert ist, aktiv mit. Bereits jetzt haben fast 100 Reiseführer auf den Kanaren einen Kurs an dem Institut absolviert, der sie mit der interessanten Materie vertraut gemacht hat. Ausgezeichnet als „Guia Starlight“ sind sie nun in der Lage, interessierten Laien erstaunliche Einblicke zu gewähren und die guten Bedingungen auf den Kanarischen Inseln für die Beobachtung des spannenden Treibens am Firmament effektiv zu nutzen.

Aktivitäten werden nach und nach ausgeweitet

Auch wenn die Aktivitäten in diesem Bereich auf den Kanaren in erster Linie von Teneriffa ausgehen, so werden doch auf einigen anderen Inseln ebenso entsprechende Möglichkeiten geschaffen. Im Fokus der Bemühungen stehen aber zunächst einmal die großen Teleskope auf dem Teide und dem Roque de los Muchachos auf der kleinen Nachbarinsel La Palma. In Zukunft will man zudem auch weniger große Observatorien, wie zum Beispiel in Temisas auf Gran Canaria, in das Programm integrieren. Neben den Aktivitäten in den Sternenforschungsstationen will man darüber hinaus spezielle Wanderrouten aussrbeiten, von denen aus in der Nacht besondere Ausblicke in die faszinierende Welt der Astronomie möglich sind. Besonders auf den höchsten Punkten der Inseln, wie etwa auf dem Teide, sind bei entsprechenden Wetterbedingungen schon mit bloßem Auge erstaunliche Entdeckungen zu machen.

In Zusammenarbeit mit den anderen Teilnehmern des Projektes könnte so ein europäisches Netz von Wanderwegen und astronomischen Attraktionen geschaffen werden, das nicht nur Experten anspricht, sondern auch für den interessierten Laien ein spannendes Angebot darstellt. Und selbst wer sich bislang eher weniger mit der Astronomie beschäftigt hat, könnte durch eine informative Nachtwanderung, die durchaus auch für die ganze Familie geeignet sein wird, den Zugang zu einem Thema finden, das ebenso vielfältig wie faszinierend ist. Ganz sicher aber ist es nicht die schlechteste Möglichkeit, den sanften Tourismus auf den Kanarischen Inseln weiter auszubauen.