Unser Treffpunkt und Start unserer Tour mit dem Bike ist heute Puerto Naos, ein kleiner Badeort direkt am Meer gelegen und somit ganzjährig auch in den frühen Morgenstunden schon angenehm warm und bestens für ein Frühstück im Freien geeignet. Bevor der Tourismus hier Einzug hielt, lebten die Einwohner vom Bananenanbau und der Fischerei. Zur Zeit des Kalten Krieges war Puerto Naos sogar ein strategischer Stützpunkt für die USA, die hier eine geheime U-Boot-Abhörstation betrieben, um U-Boote der damaligen Sowjetunion aufzuspüren. Nach der Schließung der Station im Jahre 1976 blieben die Gebäude lange ungenutzt und wurden schließlich 2007 abgerissen.
In der netten Bar, gleich am nördlichen Ende der neuen Promenade, lassen wir uns dann in den gemütlichen Korbstühlen nieder und besprechen beim “con Leche” und “Sandwich Jamón y queso” unseren Ausflug. Die Motorräder sind betankt und gut vorbereitet, um den herrlichen Tag dort für eine schöne Tour zu nutzen. Noch ein kurzer Plausch mit der gut gelaunten Betreiberin über die lange Bauphase an der Promenade, und schon machen wir uns auf den Weg in Richtung Todoque.
Die Fahrt durch bizarre Lavafelder
Während die ersten Touristen aus ihren Unterkünften kriechen und schwer bepackt mit sämtlichen notwendigen Badeutensilien zum Strand schlendern, ist der Asphalt von der Morgensonne schon warm und griffig und wir bereits auf der Bahn. Ein paar erste schöne Kurven und sensationelle Panorama-Ausblicke später haben wir Las Norias erreicht. Den Abzweiger nach Tazacorte lassen wir links liegen und folgen der Strasse noch weiter bis zum Ort Todoque, wo wir rechts nach Las Manchas abbiegen.
Nach wenigen Metern taucht die Straße in eine karge und zugleich imposante Lavalandschaft ein. Hier bahnte sich der Lavastrom des Vulkan San Juan 1949 seinen Weg aus den Bergen quer über die Hauptstraße von Las Manchas bis hinunter ans Meer. Die zähe, träge Masse ließ den Menschen glücklicherweise genügend Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Durch den Ausbruch des San Juan entstanden mehrere bedeutende Vulkanröhren, so auch die von Todoque. Sie wurde zum Naturdenkmal erklärt und kann im Rahmen von geführten Touren besichtigt werden.

Die Plaza Glorieta in Las Manchas
Ein paar Hundert Meter weiter zweigt rechts eine kleine Straße zur Plaza Glorieta ab und führt uns durch Bremsschwellen verlangsamt an der örtlichen Schule vorbei. Kurz hinter der Schule biegen wir wieder links ab und sind dann an der mosaikverzierten Plaza Glorieta angekommen. Diese wurde in den 1990er Jahren von dem palmerischen Künstler und Architekten Luis Morera entworfen, der für diese Arbeit ganze drei Jahre benötigte.
Gleich nebenan befindet sich hier auch das Weinmuseum in einem karminroten, typisch kanarischen Haus. Daran vorbei fahren wir die kleine Straße hinauf in den oberen Teil von Las Manchas zur Hauptstraße und biegen hier rechts ab. Auf der Straße nach Fuencaliente (Los Canarios) fahren wir bald nur noch durch wenig besiedelte und deutlich höher gelegene Regionen. Es geht durch den Ortsteil Jedey und später an dem Abzweiger nach Mendo vorbei. Hier zeigen die Kiefern noch immer deutliche Spuren des schweren Waldbrandes im Sommer 2009, auch wenn diese erstaunlich robust sind und sich innerhalb kürzester Zeit regenerieren konnten.
Die ersten Zeichen der Erholung Sah man an den Kiefern bereits nach nur 3 Monaten, als schon wieder erste grüne Triebe aus den verkohlten Stämmen sprossen. Die Stimmung ist dennoch ein wenig gespenstisch. Aber auf der anderen Seite sieht man sehr wohl, dass in ein paar Jahren nichts mehr von den Bränden zu sehen sein wird. Die Schönheit bleibt uns erhalten.
Einige Hundert Meter weiter beginnen die gelben Markierungen auf der Fahrbahn, die sich bis kurz vor Fuencaliente erstrecken und uns durch die Großbaustelle leiten. Hier wird seit dem Winter 2009/2010 an der Fahrbahn gearbeitet, da die heftigen Waldbrände im darauffolgenden Winter schwere Erdrutsche zur Folge hatten und den Süden der Insel für Wochen fast von der Außenwelt abgeschnitten hatten.
Der junge Süden
Wir erreichen Fuencaliente und beschließen, Halt zu machen und genehmigen uns in einer der Bars an der Hauptstraße eine kurze Pause und einen kleinen “cortado”. Etwa 70% der südlichsten Gemeinde stehen unter Naturschutz. Dazu gehört auch der südliche Ausläufer der Cumbre vieja. Wichtigste Einnahmequelle der Region ist der Weinbau. Die weitläufigen Vulkanaschefelder sind sehr fruchtbar und bringen köstliche, süße Trauben hervor. Der bekannteste Tropfen der Gemeinde ist der mehrfach ausgezeichnete Malvasier.
Kleiner Rundgang um den Vulkankrater des San Antonio
Wir setzen unsere Tour fort und biegen am ausgeschilderten Abzweig im Zentrum des Ortes nach rechts zum Vulkan San Antonio ab. Die Straße führt nun durch den neueren Teil der Ortschaft leicht bergab und bringt uns direkt zum Besucherzentrum am San Antonio. Hier weht uns ein kräftiger Wind um die Nase und so schweift der Blick automatisch erst einmal durch die Umgebung, auf der Suche nach einem sicheren Abstellplatz für die Motorräder. Einige Kamele schauen uns ungläubig an und warten offenbar auf Kundschaft, die sich auf ihrem Rücken um den Krater tragen lassen möchte.
Das Besucherzentrum des San Antonio bietet einen mehrsprachigen Kurzfilm über den Vulkanausbruch an. Im Eintrittspreis enthalten ist auch die kurze Rundwanderung auf dem Kraterrand des San Antonio. Der zu den schönsten Vulkankratern der Kanaren zählt. Von hieraus hat man einen tollen Blick auf Fuencaliente, die weite Westküste und das Meer. Bis ungefähr zur Hälfte kann man dem gesicherten Weg folgen. An dessen Ende sich ein sensationeller Blick über die vielfarbigen, vorgelagerten Kegel weiterer kleiner Vulkane bis hinab zu den farbenfrohen Becken der Saline eröffnet. Auch der kleine Vulkan Teneguia, der 1971 ausbrach und an dessen Hängen der köstliche Wein gedeiht. Ist von hier zu sehen.
Über Las Indias und Los Quemados zum Faro

Der alte und neue Leuchtturm von Fuencaliente
Weiter geht die Reise über die Kleine Ortschaften Las Indias und Los Quemados hinunter ans Meer. Wir fahren an dem Luxus-Ressort “Hotel Princess” vorbei, das sich zwischen Bananenplantagen, direkt hier unten am Meer versteckt. Die Straße führt nun quer durch die Bananen, links und rechts gesäumt von den hohen Windschutzmauern der Plantagen. Ein verblasster Hinweis zeigt den Weg zum Kiosko La Zamora an. Hier gibt es auch einen kleinen Strand.
Wir fahren jedoch weiter. Wir gelangen schon bald in die lavaüberzogene, mystische Landschaft, die sich schon vom San Antonio aus zeigte. Der kurze Straßenabschnitt hier zählt wohl zu den Schönsten der Insel, denn man fährt unmittelbar an der Küste entlang. Ein weiterer Strand zeigt sich zur Rechten, der Playa Echentive. Hier befindet sich auch der Zugang zur heißen Quelle, die dem Ort seinen Namen gab. Die Quelle wurde durch den letzten Vulkanausbruch verschüttet und erst vor wenigen Jahren wieder entdeckt. Sie ist aber noch nicht wieder öffentlich zugänglich, soll jedoch noch in diesem Jahr eröffnet werden.
Bevor die Straße im Bogen wieder nach oben führt. Biegen wir rechts zu den schon sichtbaren Salinen und dem Leuchtturm ab. Am Fuße des alten und neuen Leuchtturms erstreckt sich ein weiterer Strand, der Playa del Faro. Im Leuchtturmgebäude ist eine kleine informative Ausstellung zum Schutze der Unterwasserwelt vor den Inseln untergebracht. Leider ist sie zur Zeit geschlossen. Die nebenan gelegenen Salinen sind aber für Besucher zugänglich. Sie zeigen, wie hier mühevoll in Handarbeit das Salz aus dem Meer gewonnen wird.
Über Las Caletas zurück nach Fuencaliente
Nach Besichtigung der Saline und dem Kauf kleiner salziger Mitbringsel schwingen wir uns wieder aufs Bike. Wir machen noch einen kurzen Abstecher zum Playa de Cabras, auf den wir durch das Hinweisschild aufmerksam gemacht wurden. Hier heulen allerdings die Windräder fast bedrohlich laut über unseren Köpfen. So dass wir direkt umkehren und über Las Caletas wieder hinauf nach Fuencaliente fahren. Wir befinden uns jetzt bereits auf der östlichen Flanke, was den kräftigen Wind erklärt, der an uns rüttelt.
Die sehr wenig befahrene Straße schlängelt sich gemächlich Kurve um Kurve hinauf und bringt uns zurück nach Fuencaliente. Es ist bereits nach 14 Uhr – Siesta – und die Straßen sind fast menschenleer. So begeben wir uns geradewegs auf die Rücktour nach Las Manchas.
Fahren sie vorsichtig…
Ihr Jean-Bas