Ein neuer Berg für Santa Cruz

Wo heute noch die Raffinerie des Ölkonzerns Cepsa steht, soll es nach dem Wunsch des Bürgermeisters José Manuel Bermúdez und nach den Vorstellungen von Stadtplanern in einigen Jahren ganz anders aussehen. Ein grüner Berg mit ausgedehnten bewaldeten Flächen, ein riesiger Platz für die Veranstaltungen des Karneval und sogar ein ansehnlicher Stadtstrand könnte inmitten von Santa Cruz de Tenerife entstehen, wenn man die jetzt vorgestellten Pläne der einheimischen Architekten der Firma JOM Arquitectura verwirklicht.

Gelände befindet sich in Privatbesitz

In Zusammenarbeit mit der Initiative Reverde Santa Cruz (frei übersetzt: Santa Cruz soll wieder grün werden) haben sich die Planer des Geländes der ungeliebten Raffinerie angenommen. Allerdings gibt es bei den Plänen einen kleinen Haken. Bislang arbeitet man in der Anlage noch und von der Eigentümergesellschaft Cepsa ist noch keinerlei Stellungnahme zu dem Vorstoß der Stadtplaner zu hören.

So ungeliebt und störend eine solche Raffinerie inmitten der Stadt, die auf den Tourismus setzt, auch sein mag, da sie erstens nicht besonders attraktiv aussieht und zweitens auch noch die gute Luft verpestet: in einem Rechtsstaat kann man nicht einfach über die bestehenden Besitzverhältnisse hinweg gehen.

Auch wenn der Bürgermeister von Santa Cruz in dieser Tatsache nicht wirklich ein Problem zu sehen scheint, wird am Ende gegen den Willen des Ölkonzerns wohl nicht viel auszurichten sein. Allerdings haben die Befürworter der Eliminierung der Anlage ein gewichtiges Argument auf ihrer Seite: Es gibt neue Umweltgesetze, die es umzusetzen gilt. Die veraltete Raffinerie in Santa Cruz ist jedoch weit davon entfernt, diese verschärften Standards einhalten zu können. Um die Anlage an die neuen Richtlinien anzupassen, wären beträchtliche Investitionen von Nöten. In Anbetracht der Höhe der notwendigen Aufwendungen ist es recht fraglich, ob Cepsa auf Teneriffa nach Inkrafttreten der neuen Umweltschutzgesetze noch rentabel arbeiten kann. Für den nationalistischen Bürgermeister scheint schon jetzt klar zu sein, dass man die Raffinerie schließt. Nach seiner Ansicht bleibt der Cepsa gar keine andere Möglichkeit.

Bürgermeister setzt sich an die Spitze der Bewegung

José Manuel Bermúdez hat sich an die Spitze der Diskussion um die Zukunft des Geländes gesetzt und ist davon überzeugt, dass man hier, ähnlich wie beim Parque Marítimo, beim Auditorium und beim Palmétum, eine Erfolgsgeschichte schreiben kann. Auch die Terrains, auf denen diese Prestigeprojekte entstanden sind, befanden sich während der Planungsphase noch in privatem Besitz. Das Recht der Bevölkerung, sich Gedanken über die Zukunft ihrer Stadt zu machen, sollte nach seiner Ansicht von derartigen Feinheiten nicht beeinträchtigt werden.

Sicherlich ist den Bürgern und Besuchern von Santa Cruz zu wünschen, dass sie diesen Schandfleck inmitten der Stadt loswerden und hier ein Park entstehen kann, der sowohl das Klima in der Stadt verbessern als auch den Freizeitwert der Kapitale erheblich steigern könnte. Bevor jedoch derart konkrete Pläne diskutiert und wahrscheinlich nicht unerhebliche Summen für die Planung ausgegeben werden, sollte man die rechtlichen Fragen und die Besitzverhältnisse klären. Andernfalls besteht die erhebliche Gefahr, dass die ambitionierten Pläne am Ende in den Schubladen der Bürokratie begraben bleiben. Wenn hier mit großem Radau der zweite vor dem ersten Schritt erfolgt, könnte eine große Chance für Santa Cruz vertan werden. Für die Zukunft der tinerfeñischen Hauptstadt wäre dies sehr bedauerlich.