Britische Kapitulation war nicht von Dauer

Es war der 22. Juli 1797, als die Bewohner von Teneriffa ungebetenen Besuch von einer anderen Insel, der britischen bekamen. Der legendäre Admiral Horatio Nelson hatte den Auftrag erhalten, Teneriffa für die englische Krone einzunehmen. Er sollte die Vorherrschaft des Empire auf den Weltmeeren  sichern und den Spaniern zeigen, wer die Nummer 1 im Atlantik ist.

Mit der Eroberung der Insel wollten die Briten den transatlantischen Verkehr zwischen dem spanischen Mutterland und seinen Kolonien in Südamerika stören. Außerdem sicherten sie so ihre eigenen Handelswege von Europa nach Amerika und Asien. Am Ende kam es aber dann doch ganz anders, denn die Soldaten des British Empire hatten nicht mit der heftigen Gegenwehr der spanischen Truppen unter dem Befehl von General Antonio Gutiérrez gerechnet.

Mit 2000 Mann, einer Bombarde und 393 Kanonen, die auf 4 Linienschiffe, 3 Fregatten und einen Kutter verteilt waren, hatten die Soldaten Ihrer Majestät den Angriff auf Santa Cruz de Tenerife gewagt. Die Hälfte seiner Männer hatte der Befehlshaber ausgesucht. Mit ihnen wollte er bei einer blitzartig durchgeführten Landungsaktion die Spanier mit einem Angriff überraschen. Die Attackierten waren nicht nur personell, sondern auch materiell den Invasoren massiv unterlegen. Antonio Gutiérrez konnte lediglich über 1300 Soldaten und Milizionäre sowie 387 Artilleristen verfügen. Ausgestattet mit 84 Kanonen und 7 Mörsern mussten sich die Angegriffenen verteidigen.

Lord Nelson kam mit 2000 Mann

Eine erste Attacke startete am frühen Morgen des 22. Juli. Die Briten wollten nordöstlich von Santa Cruz an Land gehen. Schon dieser erste Versuch war im Grunde genommen zum Scheitern verurteilt. Die Soldaten wurden entdeckt und in die Flucht geschlagen.

Bei einem zweiten Versuch gelang es den Briten jedoch an Land zu gehen. Erfolgreich waren sie jedoch nicht, da sie nicht in das Fort und die Stadt vordringen konnten. Die hohen Temperaturen und der fehlende Nachschub an Trinkwasser und Lebensmitteln waren nicht gerade motivationsfördernd. Am Abend des 22. Juli mussten sich die Soldaten erneut zurückziehen.

Zur alles entscheidenden Schlacht kam es dann in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1797. Den ganzen Tag über war in und um Santa Cruz heftig gekämpft worden. Die Feuergefechte an Land und in der Bucht sollen zeitgenössischen Berichten zufolge bis in die damalige Hauptstadt von Teneriffa, La Laguna, zu hören gewesen sein.

Am Ende jedoch mussten sich die Angreifer geschlagen geben und mit der berühmten Weißen Flagge ihre Bereitschaft zur Kapitulation signalisieren. 153 tote und 110 verwundete Soldaten sowie ein versenkter Kutter waren der Preis, den die Engländer für ihren Angriff bezahlen mussten. Auf spanischer Seite waren 23 Tote und 38 Verwundete zu beklagen.

Äußerst faire Kapitulationsbedingungen

Die Kapitulationsurkunde zeugt von großer Fairness und Menschlichkeit. Als Gegenleistung für einen geordneten Abzug, der von den Spaniern mit einer Versorgung der Verwundeten und ausreichend Proviant unterstützt wurde, mussten sich die unterlegenen Briten lediglich verpflichten, die Insel nicht erneut anzugreifen. In den folgenden Tagen entstand ein nahezu freundschaftliches Verhältnis zwischen den beiden Oberbefehlshabern Lord Nelson und General Gutiérrez, die sich gegenseitig mit Wein, Bier und Käse versorgten.

Am Nachmittag des 27. Juli hatte der Spuk endgültig ein Ende. Die britischen Schiffe lichteten ihre Anker und verließen die Kanarischen Inseln, um an der Belagerung des Hafens von Cádiz teilnehmen zu können.

Diese historische Schlacht wird nun alljährlich in Santa Cruz nachgespielt. Und auch dieses Jahr mussten die Engländer wieder ihre Kapitulationsflagge präsentieren. Im nächsten Jahr soll die Schlacht noch spektakulärer nachgestellt werden, da man hofft, in Zukunft über größere finanzielle und personelle Ressourcen verfügen zu können.

Zu den Feierlichkeiten sind dann selbstverständlich auch die ehemaligen Feinde eingeladen, die natürlich doch wiedergekommen sind und jeden Tag aufs Neue die Insel belagern. Man sagt, manche Hotels im Süden Teneriffas seien bereits fest in ihrer Hand. Und wie damals sollen sie dort mit Speisen und Getränken reichlich versorgt werden.