Arbeitsvertrag zu verkaufen

Mit einem ganz besonderen Geschäftsmodell hat eine Firma auf Teneriffa in erster Linie ausländische Bewohner der Insel und die Sozialkassen des Landes abgezockt. Sie verkaufte Arbeitsverträge, die es den Betroffenen erlaubten, in das Sozialsystem des Landes aufgenommen zu werden. Mit diesen Machenschaften ist jetzt jedoch Schluss. 20 Personen im Alter zwischen 25 und 41 Jahren wurden festgenommen und müssen nun mit einer Anklage wegen Verstößen gegen das Steuer- und Sozialgesetz sowie Urkundenfälschung rechnen.

Seit Ende des vergangenen Jahres wurde bereits gegen das Unternehmen aus Santa Cruz de Tenerife ermittelt. Jetzt haben Polizei und Sozialbehörden genügend Beweise gesammelt, um dem illegalen Treiben ein Ende zu machen. Einige der Betrüger werden sich wohl in der nächsten Zeit keine Sorgen um ihre Sozialversicherung machen müssen. In den Gefängnissen ist in dieser Hinsicht für sie gesorgt. Was jedoch mit denjenigen geschieht, die sich auf das windige Geschäft eingelassen und sich ihren Arbeitsvertrag gekauft haben, ist bislang noch nicht bekannt.

Opfer der betrügerischen Firma waren in den meisten Fällen Bürger ausländischer Staaten, die ihren Aufenthalt auf den Kanarischen Inseln in vermeintlich reguläre Bahnen lenken wollten. Dazu war ein Arbeitsvertrag notwendig, der sie auch berechtigte, Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen. Dabei ging es nicht nur um die Krankenversicherung, sondern auch darum, nach einer bestimmten Zeit Arbeitslosengeld kassieren zu können. Auf Grund der derzeit schlechten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt war dieses Modell aber nicht nur bei Ausländern, sondern auch bei Einheimischen recht beliebt.

Wer sich auf diese Art und Weise in das spanische Sozialsystem einschleichen wollte, hatte bei dem Unternehmen in Santa Cruz die Auswahl zwischen verschiedenen Angeboten. Die günstigste Alternative war ein Kleinstjob, der auf dem jetzt wertlosen Papier mit 400 Euro pro Monat entlohnt werden sollte. Damit war es möglich, einen Fuß in das Sozialsystem zu bekommen. Da die aus diesem Vertrag resultierenden Ansprüche an die Arbeitslosenkasse jedoch recht gering sind, war diese Variante zum relativ günstigen Einsteigertarif zu haben. Wem das nicht ausreichte, für den hatten die Integrationshelfer ein breites Angebot an lukrativeren Verträgen im Repertoire. Wer etwas mehr in seine Zukunft als Bezieher von Arbeitslosenhilfe investieren wollte, der konnte einen Arbeitsvertrag mit einem monatlichen Salär zwischen 1.000 und 1.500 Euro bekommen, wodurch die Ansprüche entsprechend höher waren. Außerdem hatten die Interessenten die Auswahl zwischen Voll- und Teilzeitjobs.

Arbeitsvertrag als Eintrittskarte in die Sozialsysteme

Mit diesen Scheinarbeitsverträgen konnten die ausländischen Residenten auf den Kanaren bei der Ausländerbehörde vorsprechen und ihren Aufenthaltsstatus in geregelte Bahnen lenken. Wie groß die Zahl derer ist, die sich auf diese Art und Weise finanzielle Vorteile verschafft haben, wurde noch nicht bekanntgegeben. Nach ersten Angaben hat der Hauptbeschuldigte in dem Verfahren, der Geschäftsführer des betrügerischen Unternehmens, aber wohl am meisten von dem schwunghaften Handel mit den falschen Verträgen profitiert. Wie hoch der Schaden für die Sozialsysteme ist, lässt sich bisher nur vorsichtig schätzen. Bislang belegt sind Zahlungen der verschiedenen Sozialkassen in Höhe von etwa 59.000 Euro. Es steht jedoch zu befürchten, dass sich diese Zahl noch erheblich steigern wird. Die Ermittlungen gehen in jedem Fall weiter. Mit welchen Konsequenzen die Käufer der falschen Papiere zu rechnen haben, bleibt vorerst abzuwarten. Mit weiteren Zahlungen aus dem arg gebeutelten spanischen Staatssäckel können sie aber sicherlich in nächster Zeit erst einmal nicht rechnen.